Zwei Studenten der Technischen Universität München haben das Potenzial von lokalen Hopfenabfällen erkannt und ein innovatives Startup namens HopfON gegründet. Inspiriert durch eine Vorlesung über die Verwendung von Bananenfasern in der kolumbianischen Bauwirtschaft, entwickelten Mauricio Fleischer Acuña und seine Kommilitonen Marlene Stechl und Thomas Rojas Sonderegger eine nachhaltige Lösung für die Überreste aus der Bierproduktion in Bayern.
HopfON hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Abfallmengen in der Bau- und Bierindustrie zu reduzieren, indem Produkte aus den übrig gebliebenen Blättern, Stängeln und Reben der Hopfenernte entwickelt werden. Das Ziel des Unternehmens ist es, von Labormodellen und Pilotprojekten zu realen Produkten zu skalieren. Dabei setzt HopfON auf ein Kreislaufmodell, bei dem die Kunden gebrauchte Produkte zurückgeben können, die dann zu neuen Materialien verarbeitet werden.
Das Baugewerbe in der Europäischen Union erzeugt über ein Drittel des gesamten Abfalls, wie aus einem im Januar veröffentlichten EU-Bericht hervorgeht. Zusätzlich fallen in der Hallertau-Region – dem weltweit größten Anbaugebiet für Hopfen – bei der Ernte im Herbst erhebliche Mengen an Biomasseabfällen an. Das Verhältnis von nutzbarem Material zu Abfall liegt bei rund 20% zu 80%. Dieser überschüssige Biomasseabfall stellt die Landwirte vor große Herausforderungen, da nur ein Teil davon als Dünger oder in Biogasanlagen verwendet werden kann. Der Rest muss auf teurem, gemietetem Land deponiert werden, was zu Effekten wie Gärung, Treibhausgasemissionen und sogar Bränden führen kann.
HopfON zielt darauf ab, die Abfallmengen und klimaschädlichen Emissionen der Bauindustrie zu verringern, indem Produkte aus Hopfenabfällen hergestellt werden. Das Team verarbeitet das frische Material gleich nach der Ernte, entfernt Unreinheiten und recycelbare Metalle und fügt es dann einem patentierten Verfahren zu, bei dem bindende Stoffe aus der Pflanze selbst genutzt werden. So entstehen Produkte wie Akustikpaneele, Wärmedämmungen und Bauplatten. Der erste Kunde für die Akustikpaneele war ein Coworking Space in Mannheim. Zukunftsplan ist es, auch den Markt für alternative Trockenbauwände zu erschließen.
Auch andere Gruppen in Bayern widmen sich dem Problem des Hopfenabfalls. Die Gesellschaft für Hopfenforschung in Hüll hat neue, nachhaltigere Hopfensorten entwickelt, die deutlich weniger Abfall erzeugen. Laut Geschäftsführer Walter König bleibt dabei die Qualität der Hopfenzapfen unberührt, sodass der traditionelle Geschmack, den Brauereien und Bierliebhaber schätzen, erhalten bleibt. Der Abfall wird von ursprünglich 3,5 Kilogramm auf etwa 1,2 bis 1,4 Kilogramm pro Kilogramm Hopfenzapfen reduziert.
Mit ihrer innovativen Vision und den Bemühungen der Gesellschaft für Hopfenforschung könnte Bayern einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Bau- und Bierindustrie leisten.