Trotz eines deutlichen Kundenzuwachses hat die Direktbank ING im vergangenen Jahr weniger Gewinn verzeichnet. Das Ergebnis vor Steuern fiel auf rund 2,12 Milliarden Euro, während der Überschuss bei gut 1,43 Milliarden Euro lag, was einem Rückgang von 14 Prozent im Vergleich zu den Rekordzahlen von 2023 entspricht. Dennoch betont ING Deutschland den historischen Stellenwert dieser Zahlen – es ist nach wie vor das zweithöchste Ergebnis in der 60-jährigen Unternehmensgeschichte.
Hintergrund für den Gewinnrückgang sind verstärkte Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle, die in Folge der Konjunkturflaute auf 222 Millionen Euro erhöht wurden – mehr als das Sechsfache im Vergleich zum Vorjahr. Diese Rücklagen gelten als Normalisierung der Risikovorsorge, nachdem in 2023 Rückstellungen für Geschäfte mit Russlandbezug aufgelöst wurden. Zugleich verzeichnete die Bank ein um vier Prozent gesunkenes Zinsergebnis von gut 3,55 Milliarden Euro, beeinflusst durch die wiederholten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Euroraum.
Auch die Muttergesellschaft, die niederländische Großbank ING, musste sich mit einem Gewinnrückgang von zwölf Prozent bei einem Überschuss von knapp 6,4 Milliarden Euro abfinden. Dennoch bewahrt sich die ING Deutschland eine optimistische Zukunftsperspektive: Bis 2025 strebt sie zehn Millionen Privatkunden an und verzeichnete zum Jahresende 2024 bereits 9,9 Millionen Kunden, ein Plus von 571.000 im Jahresvergleich – das stärkste Wachstum seit über 15 Jahren.
Besonders hervorzuheben ist der Anstieg der Kundenbindung. Immer mehr Kunden entscheiden sich, die ING als ihre Hausbank zu wählen. Die Zahl jener, die neben einem Girokonto weitere Produkte der Bank nutzen, stieg um etwa 290.000 auf insgesamt drei Millionen. Gleichzeitig erreichten die Einlagen auf Spar- und Girokonten der Kunden einen neuen Höchststand mit einem Anstieg um 4,6 Prozent auf 150,2 Milliarden Euro.
Für das kommende Jahr hat die ING Deutschland ambitionierte Wachstumsziele, insbesondere im Firmenkundensegment. Der neue Vorstandschef Lars Stoy, zuvor im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, kündigte an, dieses Segment zu einer dritten strategischen Säule auszubauen.