16. April, 2025

Wirtschaft

Infrastruktursanierung: Brückenmodernisierung erfordert milliardenschwere Investitionen

Die Brückeninfrastruktur in Deutschland steht vor größeren Herausforderungen als bisher angenommen. Eine umfassende Analyse der Organisation Transport & Environment (T&E) hat aufgedeckt, dass rund 16.000 Brücken, die unter der Verwaltung des Bundes stehen, dringend sanierungsbedürftig sind. Die Verzögerungen bei der Durchführung notwendiger Sanierungsmaßnahmen führen zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Bauwerke. Diese Entwicklung könnte mittelfristig zu einem erheblichen Anstieg der Sanierungskosten beitragen. T&E geht davon aus, dass insgesamt Investitionen von bis zu 100 Milliarden Euro in den Ersatzneubau auf unterschiedlichen Verwaltungsebenen erforderlich sind.

Die Dringlichkeit der Situation wird durch markante Beispiele unterstrichen. So ist die Ringbahnbrücke auf der A100 in Berlin bereits seit März aufgrund eines Risses gesperrt und erfordert einen vollständigen Abriss und Neubau. In Dresden steht die Carolabrücke als weiteres alarmierendes Beispiel, deren einsturzgefährdete Teile im vergangenen Jahr die Elbe durchkreuzt haben. Diese Vorkommnisse sind nicht isoliert zu betrachten, da eine Vielzahl von Brücken, die in den 1970er Jahren entworfen wurden, ursprünglich für deutlich geringere Verkehrslasten ausgelegt waren.

Das Verkehrsministerium sieht sich angesichts dieser alarmierenden Erkenntnisse massiver Kritik ausgesetzt. Das im Jahr 2022 initiierte Brückenmodernisierungsprogramm deckt lediglich einen begrenzten Teil der Autobahninfrastruktur ab. Der Dachverband T&E schätzt, dass mehr als 5.900 Brücken dringend ersetzt werden müssen. Darüber hinaus gibt es weitere 10.240 Bauwerke, die überbelastet sind und einer zumindest teilweisen Verstärkung bedürfen.

Regionale Unterschiede in der Brückeninfrastruktur treten dabei deutlich zutage. Während die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen besonders schlecht abschneiden, zeigt sich Nordrhein-Westfalen mit einem doppelt so hohen Neubauanteil wie Bayern. Im Gegensatz dazu scheinen die ostdeutschen Bundesländer besser vorbereitet zu sein, da ihre Brücken häufig bereits in den 1990er Jahren auf höhere Belastungen ausgelegt wurden.

Benedikt Hey, Vertreter von T&E Deutschland, übt scharfe Kritik am Verkehrsministerium. Er warnt davor, dass der Sanierungsbedarf derart hinterherhinkt, dass innerhalb der Autobahn GmbH bereits eine Art "Triage" bei der Brückenmodernisierung in Betracht gezogen wird. T&E fordert daher eine klare Priorisierung der Sanierungsmaßnahmen gegenüber Neubauten sowie eine verstärkte finanzielle Unterstützung der Kommunen durch den Bund und die Länder, um den Herausforderungen der maroden Brückeninfrastruktur wirksam begegnen zu können.