21. November, 2024

Global

Inflationstreiber der Zukunft: Energiewende, Demografie und Deglobalisierung

Die anhaltenden hohen Inflationsraten werden durch eine Reihe von strukturellen Veränderungen angetrieben. Von der Energiewende über demografische Verschiebungen bis zum Rückgang der Globalisierung – wie diese Faktoren unsere Wirtschaft langfristig beeinflussen.

Inflationstreiber der Zukunft: Energiewende, Demografie und Deglobalisierung
Die Abnahme des internationalen Handels seit der Finanzkrise 2008 könnte die globale Wirtschaft weiter unter Druck setzen, da protektionistische Politiken die Preise für Importe und Exporte in die Höhe treiben.

Die Inflation ist nicht besiegt, sondern brodelt unter der Oberfläche weiter. Die jüngsten Beruhigungen, welche die Teuerungsraten nahe den vorpandemischen Niveaus anzeigen, könnten trügerisch sein.

Deutschland und die Eurozone sehen sich mit Inflationsraten konfrontiert, die zwar momentan moderate 2,3 bzw. 2,6 Prozent betragen, doch die Ruhe könnte vorübergehend sein.

Globale Strukturwandlungen als Inflationsmotoren

Die Welt steht vor einer Trilogie struktureller Herausforderungen, die die Preise in die Höhe treiben könnten: Deglobalisierung, demografischer Wandel und der entschiedene Kampf gegen den Klimawandel.

Diese drei Entwicklungen könnten sich zu einer dauerhaften Last für die Weltwirtschaft und insbesondere für die Verbraucher entwickeln.

Mit einer schrumpfenden Arbeitsbevölkerung in Industrienationen und stagnierenden Geburtenraten weltweit könnten Lohnkosten steigen, was die Inflation weiter antreibt.

1. Die Kosten der Dekarbonisierung

Raphael Gallardo, Chef-Ökonom bei Carmignac, betont die unvermeidliche Abkehr von fossilen Brennstoffen als wesentlichen Inflationstreiber. Die Anstrengungen, die globalen Temperaturanstiege zu begrenzen, könnten laut seinen Berechnungen den Inflationsdruck jährlich um bis zu 1,6 Prozentpunkte erhöhen.

Der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung, gestiegene Materialkosten für Windturbinen und eine erwartete Verdoppelung der Preise für essentielle Metalle wie Nickel und Kupfer sind nur einige der zahlreichen Faktoren, die hier ins Gewicht fallen.

2. Rückgang der Globalisierung

Die Weltwirtschaft erlebt seit der Finanzkrise von 2008 eine stetige Abnahme des grenzüberschreitenden Handels. Diese Entwicklung könnte die Preise weiter in die Höhe treiben, da der früher preisdämpfende Effekt des globalen Handels ausbleibt.

Die erwartete Verdoppelung der Preise für kritische Metalle wie Nickel und Kupfer könnte die Kosten für die Herstellung von Technologien zur Energiegewinnung signifikant steigern, was sich in höheren Verbraucherpreisen niederschlägt.

Sollten protektionistische Politiken, wie sie von einigen US-amerikanischen Politikern gefordert werden, Realität werden, könnte dies die Deglobalisierung beschleunigen und die Inflation weiter befeuern.

3. Demografische Verschiebungen

Ein weiterer langfristiger Inflationstreiber ist der demografische Wandel. In vielen Industrienationen schrumpft das Arbeitskräfteangebot, während die Bevölkerung in Ländern wie Indien und Afrika weiter wächst, jedoch nicht in dem Maße, dass der globale Bedarf gedeckt werden könnte.

Dieser Mangel an Arbeitskräften wird die Lohnkosten und damit die Inflation weiter antreiben.

Die Rolle der Notenbanken

Angesichts dieser Herausforderungen stehen die Zentralbanken vor schwierigen Entscheidungen. Sollen sie die Preisstabilität verteidigen und riskieren, die Wirtschaft in eine Rezession zu drängen, oder sollen sie weniger restriktive Maßnahmen ergreifen und damit höhere Inflationsraten tolerieren?

Diese Entscheidungen werden nicht nur ökonomische, sondern auch soziale Unruhen provozieren.