09. Oktober, 2024

Wirtschaft

Inflationstrajektorie lädt zur Diskussion über schnellere Zinssenkungen ein

Inflationstrajektorie lädt zur Diskussion über schnellere Zinssenkungen ein

Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte ihrem Ziel einer Inflationsrate von 2 Prozent bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2025 näherkommen, was die Argumente für eine zügigere Senkung der "stark restriktiven" Zinssätze untermauert. Dies deutet Yannis Stournaras, der Gouverneur der griechischen Zentralbank, an. Stournaras spricht sich für zwei weitere Zinssenkungen um einen Viertelprozentpunkt in diesem Jahr aus: die erste bei der nächsten EZB-Sitzung in Slowenien und eine weitere beim finalen Treffen im Dezember. Die aktuellen Wirtschaftsdaten und die gesunkene Inflation gestalten sich weicher als erwartet, was den Ermessensspielraum der EZB-Entscheidungsträger erweitert. Auch mit den vorgeschlagenen Zinsschritten bliebe der Zinssatz mit 3 Prozent im stark restriktiven Bereich. Dennoch betont Stournaras, dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik im Jahr 2025 wahrscheinlich sei. Besonders beeindruckend ist der Rückgang der Eurozonen-Inflation auf 1,8 Prozent im September, der erste Wert unterhalb des EZB-Ziels seit 2021. Allerdings dürften die Verbraucherpreise gegen Jahresende wieder steigen, was nicht zuletzt statistischen Basiseffekten geschuldet ist. Trotz dieser Entwicklungen bleibt das mittelfristige Ziel einer Inflationsrate von 2 Prozent bestehen, wobei starkes Lohnwachstum und hohe Dienstleistungen-Inflation weiterhin Sorgen bereiten. Stournaras, der auch als eines der dienstältesten Mitlieder des EZB-Rats gilt, argumentiert, dass der mittelfristige Inflationstrend Raum für zügigere Zinssenkungen biete. Die aktuelle ökonomische Lage bietet Anlass, über eine Zinssenkung bei jeder Zusammentreffen nachzudenken – vorausgesetzt, die Inflation nähert sich weiter dem 2-Prozent-Ziel. EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstützt diese Sichtweise teilweise, indem sie auf die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im Oktober hinweist. Finanzmärkte erwarten derzeit zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr und prognostizieren einen Rückgang der Zinsen auf etwa 1,7 Prozent in der zweiten Jahreshälfte 2025. Stournaras hebt hervor, dass im EZB-Rat wenig grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten über den zukünftigen geldpolitischen Kurs bestehen. Eine zögerliche Herangehensweise könnte die Wirtschaft erheblich belasten und das Inflationsziel gefährden. Dennoch betont er die Notwendigkeit, graduell zu handeln angesichts der erheblichen Unsicherheiten in der Wirtschaftspolitik.