16. Oktober, 2024

Wirtschaft

Inflationsrückgang ebnet Weg für Zinslockerungen der Bank of England

Inflationsrückgang ebnet Weg für Zinslockerungen der Bank of England

Die Inflationsrate im Vereinigten Königreich hat den tiefsten Stand seit über drei Jahren erreicht, was den Weg für mögliche Zinssenkungen durch die Bank of England ebnet und gleichzeitig Kritik an den bisherigen Prognosen der Bank laut werden lässt. Der Verbraucherpreisindex (CPI) sank laut dem Office for National Statistics (ONS) im September auf 1,7 %, nach 2,2 % im August. Damit unterschritt die Inflationsrate erstmals seit April 2021 die Zielmarke von 2 % der Bank of England und lag deutlich unter den von Ökonomen erwarteten 1,9 %. Einige Wochen zuvor hatte die Bank einen Wert von 2,1 % prognostiziert. Thomas Pugh, ein Ökonom der Steuerberatung RSM UK, bezeichnete die Abweichung von 0,4 Prozentpunkten als „enorm“. Die Zentralbank steht dabei erneut in der Kritik, da sie die Preiserhöhungen in der Anfangsphase der Inflation nicht korrekt vorausgesehen hatte und später eine zweijährige Rezession projizierte, die nie eintrat. Der ehemalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke hatte in einer unabhängigen Überprüfung im April bereits auf signifikante Schwächen in den Modellen der Bank hingewiesen. Gerard Lyons von Netwealth erklärte, die Bernanke-Überprüfung solle nochmals geprüft werden. Die Bedeutung der aktuellen Inflationstendenzen lässt darauf schließen, dass eine baldige Zinssenkung wahrscheinlich ist. Dennoch wird Kritik laut, dass Zinsänderungen früher hätten erfolgen müssen. Die Bank sei unerwartet überrascht worden. Im August hatte der geldpolitische Ausschuss der Bank unter Leitung von Gouverneur Andrew Bailey eine erste Zinssenkung seit vier Jahren vorgenommen, nur um im September wieder zu pausieren. Anleger gehen nun fest von einer erneuten Senkung im November aus, wobei auch für Dezember und Februar weitere Senkungen erwartet werden. Besonders hervorzuheben sind die Rückgänge in der Dienstleistungs- und Kerninflation, die bei den letzten Zusammenkünften als Hauptargumente gegen zu schnelle Zinssenkungen galten. Diese Entwicklungen könnten Gouverneur Bailey zu aggressiveren Zinssenkungen anregen, wie Rob Wood von Pantheon Macroeconomics vermutet. Für Verbraucher zeigt sich dies als gutes Zeichen, auch wenn Hypothekennehmer bei auslaufenden Festzinsverträgen mit steigenden Kosten konfrontiert sind. Es wird zudem gewarnt, dass die Inflation in den kommenden Monaten wieder steigen könnte, insbesondere durch den Anstieg der Energiepreise und geopolitische Spannungen im Nahen Osten, die die Ölmärkte beeinflussen könnten. Gerard Lyons mahnte, dass, obwohl weitere Zinssenkungen notwendig seien, diese nicht erneut auf die Tiefstwerte während der Pandemie herabsinken sollten, um die wirtschaftlichen Verwerfungen der Vergangenheit zu vermeiden.