12. Dezember, 2024

Finanzen

Inflation: Warum der Ukraine-Krieg nicht an allem schuld ist

Hohe Preise und leere Geldbeutel: Die Inflation trifft Verbraucher hart. Doch wer denkt, dass allein der Ukraine-Krieg die Ursache ist, irrt. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie oft wir uns selbst im Weg stehen.

Inflation: Warum der Ukraine-Krieg nicht an allem schuld ist
Arabischer Ölboykott 1973: Der plötzliche Preissprung von drei auf zwölf Dollar pro Barrel war ein globaler Schock – und offenbarte die Abhängigkeit westlicher Industrienationen von fossilen Brennstoffen.

Was wirklich hinter steigenden Preisen steckt

Inflation ist ein alter Bekannter. Mal wird sie durch Kriege ausgelöst, mal durch falsche politische Entscheidungen. Aber eines bleibt immer gleich: Sie trifft den Verbraucher. Spürbar, schmerzhaft, unumgänglich.

Auch die aktuellen Preissteigerungen sind kein Novum, sondern eine Wiederholung dessen, was wir schon seit Jahrzehnten erleben – nur in neuen Farben.

Milton Friedman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, brachte es 1963 auf den Punkt:

„Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen.“

Sein Satz hallt bis heute nach. Doch wie passen Corona, die Energiekrise und der Ukraine-Krieg in diese Gleichung? Ein kurzer Blick zurück hilft, die Gegenwart zu verstehen.

Die 1970er: Als Öl die Welt erschütterte

Die erste große Lektion in Sachen Inflation erhielten wir in den 1970er-Jahren. Der arabische Ölboykott nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 sorgte dafür, dass der Ölpreis explodierte – von drei auf zwölf Dollar pro Barrel. Fahrverbote, autofreie Sonntage, Panik – die Auswirkungen waren spürbar, aber nicht allein dem Konflikt geschuldet.

Es war die damalige Wirtschaftspolitik, die es versäumte, rechtzeitig Alternativen zu schaffen. Der Übergang zu anderen Energiequellen wie Atomkraft oder Erdgas dauerte zu lange. Die Folge: Eine Stagflation. Die Wirtschaft stagnierte, die Preise stiegen. Auch hier galt: Globale Schocks treffen uns nur so hart, wie wir uns darauf vorbereitet haben.


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Deutschland kam vergleichsweise glimpflich davon. Dank der Bundesbank, die auf Geldwertstabilität setzte, blieben die Inflationsraten moderat. Anders sah es in den USA aus, wo 1980 die Inflation 13,55 Prozent erreichte – ein Negativrekord, der bis heute nicht gebrochen wurde.

Die Euro-Ära: Neue Währung, alte Probleme

Mit der Einführung des Euro brach eine neue Zeit an, aber auch eine neue Verletzlichkeit. Währungsunion bedeutet nicht nur Stabilität, sondern auch Abhängigkeit. Plötzlich war Deutschland nicht mehr isoliert von den Inflationsproblemen anderer Länder. Als 2008 die Finanzkrise zuschlug, waren die Folgen unmittelbar spürbar. Die Stärke der D-Mark, die zuvor als Schutzschild diente, war Geschichte.

Dennoch blieb die Inflation im Vergleich zu den USA moderat – bis Corona kam.

Lebensmittelpreise im Höhenflug: Zwischen 2020 und 2023 stiegen die globalen Preise für Nahrungsmittel um ein Drittel – getrieben durch unterbrochene Lieferketten und den Krieg in der Ukraine.

Corona, Ukraine und das Erbe der EZB

2020 brachte die Pandemie das Wirtschaftsleben weltweit zum Erliegen. Regierungen pumpten Milliarden in die Märkte, während die Europäische Zentralbank die Geldmenge massiv ausweitete. Die Nachfrage brach ein, doch das Geld blieb. Als die Wirtschaft wieder anlief, explodierten die Preise.

Dann kam der Ukraine-Krieg. Doch anders als viele vermuten, war es nicht nur der Krieg, der die Inflation anheizte. Der Gaspreis, ein europäisches Problem, schoss in die Höhe. Rohöl dagegen blieb vergleichsweise stabil.

Gleichzeitig brachen Lieferketten zusammen, die Ukraine als wichtiger Agrarproduzent fiel teilweise aus. Lebensmittelpreise stiegen weltweit – für Verbraucher eine doppelte Belastung.