30. September, 2024

Wirtschaft

Inflation in Deutschland weiter rückläufig: Spielraum für die EZB

Inflation in Deutschland weiter rückläufig: Spielraum für die EZB

Die deutsche Inflation hat im September mit einer Teuerungsrate von 1,6 Prozent den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren erreicht, wie das Statistische Bundesamt bekannt gab. Insbesondere die Energiepreise sanken im Vergleich zum Vormonat um 7,6 Prozent, während Lebensmittel geringfügig teurer wurden und Dienstleistungen sich verteuerten. Bereits in den letzten Monaten zeigte der Preisauftrieb eine abnehmende Tendenz: Die Inflationsrate lag im August bei 1,9 Prozent, nach 2,3 Prozent im Juli. Die Kerninflation, die Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, fiel moderat von 2,8 auf 2,7 Prozent. Im Vergleich zu August blieben die Verbraucherpreise jedoch unverändert. Ökonomen prognostizieren eine weiter sinkende Inflation. Laut dem kürzlich veröffentlichten Herbstgutachten führender Wirtschaftsforschungsinstitute wird für das laufende Jahr ein Anstieg der Verbraucherpreise um 2,2 Prozent vorausgesagt – deutlich niedriger als die 5,9 Prozent im Vorjahr. Für 2024 wird eine noch geringere Inflation von 2,0 Prozent erwartet. Eine Befragung des Ifo-Instituts ergab zudem, dass immer weniger Unternehmen in Deutschland Preiserhöhungen planen; die Ifo-Preiserwartungen erreichten im September ihren niedrigsten Wert seit Februar 2021. Trotz dieser positiven Entwicklungen findet keine Belebung des Konsums statt. Der jüngste GfK-Konsumklimaindex zeigt für September eine weiterhin gedrückte Stimmung, trotz gestiegener Löhne. Viele Verbraucher ziehen es vor, zu sparen, anstatt in Eigenheime oder Konsumgüter zu investieren. Diese Zurückhaltung belastet die Konjunktur, die bereits an der Schwelle zur Rezession steht. Experten führen den stockenden Konsum auch auf die gesunkene Kaufkraft der Verbraucher zurück, die durch den russischen Angriff auf die Ukraine und die daraus resultierende Inflation beeinträchtigt wurde. Ein Rückgang der Inflation in Deutschland und im Euroraum insgesamt könnte der Europäischen Zentralbank (EZB) die nötigen Spielräume für weitere Zinssenkungen verschaffen. Erst kürzlich reduzierte die EZB den Einlagenzinssatz um 0,25 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent; es war die erste Zinssenkung seit dem Ausbruch der Inflationswelle im Juni. An den Finanzmärkten wird mit weiteren Zinsschritten in den kommenden Monaten gerechnet, wenngleich ungewiss bleibt, ob die EZB bereits im Oktober nachlegen wird.