Die anhaltende Zähigkeit der Inflation in Deutschland überrascht viele Wirtschaftsexperten. Im Dezember beschleunigte sich die Teuerungsrate mit 2,6 Prozent und markierte damit den dritten Anstieg in Folge, wie das Statistische Bundesamt verlauten lässt. Prognosen von Volkswirten deuten auf eine weiterhin angespannte Lage bei den Verbraucherpreisen hin, obwohl eine erneute starke Teuerungswelle als unwahrscheinlich gilt.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, sieht den Januar mit ähnlich hohen Inflationszahlen, bedingt durch höhere Kosten für CO2-Abgaben und Versicherungsdienstleistungen. Auch Michael Heise von HQ Trust rechnet mit keiner Entlastung im Januar. Zu den Kostentreibern zählen die erhöhte CO2-Abgabe, teurere Gebühren für das Deutschlandticket sowie steigende Kosten für private Krankenversicherungen, was einen weiteren Preisanstieg um 2,5 Prozent erwarten lässt.
Trotz des Dezemberanstiegs hat die Inflation im Jahresdurchschnitt 2024 auf 2,2 Prozent nachgelassen, verglichen mit 5,9 Prozent 2023 und 6,9 Prozent 2022. Dies ist ein Zeichen einer gewissen Entspannung im Vergleich zu den Zeiten des rasanten Anstiegs nach dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022.
In naher Zukunft erwarten Ökonomen, dass das Inflationsniveau über der Zwei-Prozent-Marke verharrt und der Europäische Zentralbank weniger Raum für Zinssenkungen lässt. Experten prognostizieren für 2025 eine ähnliche Inflationsrate wie 2024 bei etwa 2,1 Prozent.
Steigende Preise im Dienstleistungssektor, insbesondere in Restaurants und Versicherungen, trugen im Dezember mit 4,1 Prozent maßgeblich zur Inflation bei. Während Lebensmittel um 2,0 Prozent teurer wurden, sind Energiepreise wie Tanken und Heizen gesunken.
Der Ausblick auf 2025 bleibt verhalten optimistisch. Silke Tober vom IMK erwartet eine Normalisierung der Inflationsdynamik, unterstützt von einer abgeschwächten Lohnentwicklung und dem Auslaufen temporärer Preiserhöhungen. Michael Herzum von Union Investment sieht die EZB auf dem Weg, ihr Inflationsziel zu erreichen, trotz nach wie vor hoher Dienstleistungskosten.
Die EZB hat 2024 insgesamt vier Zinssenkungen durchgeführt und liegt nun bei 3,0 Prozent. Ökonomen rechnen 2025 mit weiteren Senkungen, aber der jüngste Warnschuss zur Inflationsgefahr mahnt zur Vorsicht.