05. Februar, 2025

Wirtschaft

Inflation außer Kontrolle? Warum die EZB mit Zinssenkungen zögert

Trotz Zinssenkung bleiben die Preise hoch – Droht eine Kehrtwende in der Geldpolitik?

Inflation außer Kontrolle? Warum die EZB mit Zinssenkungen zögert
Die Inflation in der Euro-Zone steigt erneut – und das schneller als erwartet. Während die Europäische Zentralbank (EZB) ursprünglich auf eine schrittweise Lockerung der Geldpolitik setzte, geraten die Währungshüter zunehmend unter Druck.

Die Inflation in der Euro-Zone zieht wieder an – und das stärker als erhofft. Während Ökonomen mit einem leichten Rückgang gerechnet hatten, stiegen die Verbraucherpreise im Januar um 2,5 Prozent.

Besonders problematisch: Die Kerninflation, die als wichtiger Indikator für langfristige Preisentwicklungen gilt, bleibt mit 2,7 Prozent auf hohem Niveau. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einem Dilemma: Weiter Zinsen senken oder doch die Notbremse ziehen?

Zinsen runter, Preise hoch – was läuft schief?

Die EZB hatte erst vor wenigen Tagen die Zinsen gesenkt. Der Einlagezins liegt nun bei 2,75 Prozent – die günstigeren Kreditbedingungen sollten eigentlich die Wirtschaft stützen und gleichzeitig die Inflation eindämmen. Doch der Plan geht bislang nicht auf: Die Teuerung bleibt über dem Zielwert von zwei Prozent, und Experten bezweifeln, dass weitere Zinssenkungen die gewünschte Wirkung zeigen werden.

Ein Blick auf die Kerninflation zeigt das wahre Problem. Während Lebensmittel- und Energiepreise stark schwanken, gibt die Kernrate einen stabileren Einblick in den Preistrend. Dass sie sich bereits seit fünf Monaten auf einem hohen Niveau hält, deutet darauf hin, dass die Inflation nicht nur ein kurzfristiges Problem ist.

Trump schürt Unsicherheit – Euro fällt auf Tiefstand

Noch komplizierter wird die Lage durch geopolitische Spannungen. US-Präsident Donald Trump hat am Wochenende neue Importzölle auf Waren aus China, Kanada und Mexiko verhängt – Europa könnte als Nächstes ins Visier geraten.

Die Märkte haben bereits reagiert: Der Euro fiel auf den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren. Ein schwächerer Euro macht Importe teurer und könnte die Inflation weiter antreiben.

„Durch die Dollarschwäche wird die EZB gezwungen sein, ihre Pläne zu überdenken“, erklärt Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Sollte die Inflation weiter anziehen, könnte sich der Handlungsspielraum für Zinssenkungen drastisch verringern.

Lagardes Spielraum wird enger

Noch vor wenigen Wochen schien es sicher, dass die EZB im März erneut die Zinsen senken würde. Doch nun könnte sich das Blatt wenden. Christine Lagarde muss abwägen: Will sie weiter die Wirtschaft stützen und eine mögliche Rezession abwenden – oder verhindert sie lieber eine Überhitzung der Inflation?

Noch hat die EZB Zeit. Doch wenn sich der Preisanstieg verstetigt und Trump seine Handelspolitik weiter verschärft, wird es für die Währungshüter eng. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob der eingeschlagene Kurs noch zu halten ist – oder ob Europa vor einer neuen geldpolitischen Wende steht.