Das Ringen um Stabilität in der Halbleiterbranche setzt sich fort: Infineon, ein Schwergewicht in diesem Segment, hat seine Umsatzerwartungen für das laufende Geschäftsjahr zurückgeschraubt. Die neuen Zahlen weichen signifikant von den vormaligen Prognosen ab, was bereits unmittelbar nach Handelsbeginn zu einem Kursverlust von etwa zwei Prozent führte. Nicht nur die unsichere Lage am Markt, sondern auch Währungsschwankungen bereiten dem Unternehmen Kopfzerbrechen.
Für das Geschäftsjahr 2023/24 peilt Infineon nun einen Umsatz von ungefähr 16 Milliarden Euro an, was ein Rückgang von rund zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr darstellen würde. Die anfänglich positivere Prognose lag um eine Milliarde Euro höher. Als einen der Gründe für diese Korrektur nannte das Unternehmen Währungseffekte, die in dem nun prognostizierten Wert etwa die Hälfte des Rückgangs ausmachen. Für die Umsatzberechnungen legt Infineon einen Wechselkurs des Euros zum US-Dollar von 1,10 zugrunde, eine Anhebung gegenüber der früher angesetzten Parität von 1,05 Dollar je Euro.
Die operative Marge, als Segmentergebnis-Marge kenntlich gemacht, soll sich im niedrigen bis mittleren 20-Prozentbereich bewegen – ein adjustierter Wert im Vergleich zu den anvisierten 24 Prozent und ein weiterer Rückgang gegenüber der letztjährigen Quote von 27 Prozent. Mit diesen neu justierten Prognosen verfehlt das Unternehmen die Voraussagen der Marktanalysten.
Jochen Hanebeck, CEO bei Infineon, äußerte sich branchenspezifisch: Während im Automobilsektor die Erwartungen stabil geblieben sind - trotz eines Rückgangs in der Elektromobilität außerhalb Chinas -, wird in den Bereichen Consumer, Kommunikation, Computing und IoT erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Erholung der Nachfrage gerechnet.
Das Investitionsvolumen für 2023/24 wird ebenfalls gesenkt, von geplanten 3,3 Milliarden Euro auf etwa 2,9 Milliarden Euro. Trotz des gedämpften Investitionsumfangs betont das Management, wesentliche zukunftsorientierte Investitionen fortzuführen. Bedeutende Kapazitätserweiterungen, wie etwa in Dresden, bleiben daher auf der Agenda.
Im Detail sieht die Quartalsvorschau noch trüber aus: Für das zweite Geschäftsquartal erwartet Infineon einen Umsatzrückgang auf 3,6 Milliarden Euro und eine Marge von 18 Prozent – ein deutlicher Abstand zu den Marktprognosen. Bereits das erste Quartal zeigte mit einem Umsatzrückgang von elf Prozent auf 3,7 Milliarden Euro und einem sinkenden Segmentergebnis von 25,2 auf 22,4 Prozent eine abkühlende Tendenz. Der nach Steuer erzielte Gewinn lag mit 587 Millionen Euro ebenfalls unter dem des Vorquartals.
Der Halbleiterhersteller fügt sich mit diesem Trend in eine Kette enttäuschender Meldungen aus der Branche ein, bei der zuletzt auch Größen wie Intel und STMicroelectronics für Negativschlagzeilen sorgten.