15. November, 2024

Quartalszahlen 2024

Verlustwarnung bei Infineon: Der DAX-Riese wankt

Der größte deutsche Chiphersteller Infineon warnt vor einem weiteren schwachen Geschäftsjahr. Restrukturierung und Sparmaßnahmen stehen an, doch die Verluste sind hoch – wie viel Durchhaltevermögen bleibt?

Verlustwarnung bei Infineon: Der DAX-Riese wankt
Der Tech-Gigant schreibt rote Zahlen und muss drastisch sparen. Investoren fragen sich: Wie lange hält Infineon noch durch?

Ein schwieriges Geschäftsjahr für Infineon

Die Lage bei Infineon spitzt sich zu. Deutschlands führender Chiphersteller rechnet für das neue Geschäftsjahr mit einem weiteren Umsatzrückgang und sinkenden Margen. Die Auswirkungen eines turbulenten Marktes und schleppender Nachfrage sind deutlich spürbar.

Vorstandschef Jochen Hanebeck sieht kaum Wachstumschancen, außer im Bereich der Künstlichen Intelligenz, und die erhoffte zyklische Erholung der Halbleitermärkte bleibt aus.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr sank der Umsatz um acht Prozent auf knapp 15 Milliarden Euro, und die operative Marge fiel auf 20,8 Prozent – ein deutlicher Rückgang. Besonders im letzten Quartal schrieben die Münchner sogar einen Verlust von 84 Millionen Euro. Das ist eine ernüchternde Bilanz für ein Unternehmen, das noch vor wenigen Jahren mit Rekordgewinnen glänzte.

„Step Up“: Ein kostspieliges Restrukturierungsprogramm

Infineon steht vor einem umfassenden Umbau. Mit dem Programm „Step Up“ will der Konzern seine Struktur an die schwierigen Marktbedingungen anpassen und langfristig Kosten senken. Doch diese Umstrukturierung kommt nicht ohne Preis: 220 Millionen Euro mussten bereits investiert werden, und es stehen 1400 Stellen zur Disposition.

Weitere 1400 Arbeitsplätze sollen in kostengünstigere Länder verlagert werden. Bis 2027 sollen diese Maßnahmen zu Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich führen. Doch Investoren sind skeptisch, ob dies ausreicht, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu bringen.

Ein teurer Vergleich und die Altlasten von Qimonda

Ein weiterer Belastungsfaktor ist die ehemalige Tochter Qimonda. Ein Vergleich mit deren Insolvenzverwalter kostete Infineon im Sommer 800 Millionen Euro. Die hohen Kosten der Vergangenheit lasten weiterhin schwer auf dem Unternehmen, das sich bemüht, den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen.

An der Börse hat Infineon einen schweren Stand. Seit Jahresbeginn hat die Aktie etwa 20 Prozent an Wert verloren, während der DAX im gleichen Zeitraum rund 15 Prozent zulegen konnte. Die neuen Prognosen dürften kaum dazu beitragen, das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen. Analysten hatten eigentlich auf eine Stabilisierung gehofft, doch die nun angekündigten Rückgänge sorgen für Ernüchterung.

Ein schwacher Markt: Infineon nicht allein in der Krise

Nicht nur Infineon kämpft mit Herausforderungen. Der französisch-italienische Konkurrent STMicroelectronics und der niederländische Rivale NXP verzeichnen ebenfalls erhebliche Umsatzrückgänge.

STMicroelectronics erwartet für das kommende Quartal sogar ein Umsatzminus von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei NXP sieht es düster aus – der Konzern musste zuletzt Verluste hinnehmen und enttäuschte die Analysten mit schlechten Prognosen. Der globale Halbleitermarkt steckt in einer Krise, und viele Marktteilnehmer stehen vor ähnlichen Problemen.