Der Halbleiterhersteller Infineon prognostiziert nach einem erfolgreichen Jahresendspurt ein weiteres Wachstum für das Geschäftsjahr 2023/2024. Der Umsatz soll steigen, doch das operative Ergebnis wird voraussichtlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Dennoch reagierten die Anleger positiv auf die Nachrichten.
Der Aktienkurs von Infineon stieg um etwa 7,8 Prozent auf 33 Euro und war damit der Spitzenreiter im Leitindex DAX. Der Kurs hat seit August tendenziell nachgegeben, erreichte jedoch seit Jahresbeginn einen Wertzuwachs von rund 16 Prozent.
Infineon erwartet für das Geschäftsjahr 2023/2024 einen Umsatzanstieg auf 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro. Davon sollen rechnerisch knapp 4,1 Milliarden Euro als Segmentergebnis übrig bleiben. Im vergangenen Jahr betrug das Segmentergebnis bei einem Umsatz von 16,3 Milliarden Euro 4,4 Milliarden Euro. Das operative Gewinnziel für das neue Geschäftsjahr liegt etwas unter dem Konsens der Analysten.
Für das Auftaktquartal (Oktober bis Dezember) prognostiziert das Unternehmen einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro, von dem 22 Prozent als Segmentergebnis übrig bleiben sollen. Infineon erwartet somit einen Wert von rund 840 Millionen Euro, was dem niedrigsten Wert in einem Quartal des vergangenen Geschäftsjahres entspricht. Dies resultiert daraus, dass viele Kunden zum Jahresende ihre Lagerbestände abbauen. Infineon will daher ebenfalls das Produktionstempo drosseln, erwartet aber in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres wieder steigende Bestellungen.
Analysten äußerten sich kritisch und erklärten, dass die Aussichten zu Jahresbeginn düsterer seien als erwartet. Dennoch setzen sie ihre Hoffnung auf eine starke Erholung in den restlichen drei Quartalen.
Der erwartete schwache Jahresauftakt resultiert aus erwarteten Umsatzrückgängen in allen Segmenten außerhalb des Automobil- und Elektromobilitätsbereichs. Infineon nannte die aktuelle Marktlage gemischt und sprach von einem anspruchsvollen Umfeld. Das Unternehmen betonte jedoch, dass es Erfahrung in der zyklischen Abfolge verschiedener Wachstumsphasen hat.
Parallel zu den Geschäftsergebnissen kündigte Infineon weitere milliardenschwere Investitionen an. Unter anderem sollen rund 3,3 Milliarden Euro für den weiteren Bau des Standorts Kulim in Malaysia verwendet werden. In Deutschland sollen auch Mittel für den Bau eines vierten Gebäudes für Komponenten und Halbleiter in Dresden fließen.
Infineon plant, durch den Ausbau der Standorte Kulim, Villach und Dresden ein Umsatzpotenzial von rund sieben Milliarden Euro mit Siliziumkarbid, dem Material für Leistungs- und Elektronikkomponenten, bis zum Ende des Jahrzehnts zu erreichen. Die infolgedessen angestrebte Marktanteil von 30 Prozent soll im Geschäftsjahr 2024/25 verwirklicht werden. Infineon zeigt sich zuversichtlich, dass der Umsatz mit Siliziumkarbid dieses Ziel übersteigen wird.
Im vierten Quartal (Juli bis September) erzielte Infineon einen Umsatz von rund 4,15 Milliarden Euro, etwas mehr als im vorherigen Quartal. Dies lag unter anderem an der hohen Nachfrage im Bereich Elektromobilität und erneuerbare Energien. Das Segmentergebnis des vierten Quartals stagnierte mit 1,04 Milliarden Euro nahezu. Infineon übertraf die Umsatz- und Ergebniserwartungen der Analysten.
Für das abgeschlossene Geschäftsjahr plant Infineon, den Aktionären eine Dividende von 0,35 Euro pro Aktie auszuschütten, verglichen mit 0,32 Euro im Vorjahr. Infineon hatte im vergangenen Geschäftsjahr 58.600 Mitarbeiter.