17. April, 2025

Wirtschaft

Infineon erwägt strategische Akquisition im Automobilsektor

Infineon Technologies, das globale Unternehmen für Halbleiterlösungen mit Sitz in Deutschland, hat durch eine bedeutende Akquisition in den Vereinigten Staaten seine Position in der Automobilbranche weiter gestärkt. Das Unternehmen hat angekündigt, das Automotive-Ethernet-Geschäft von Marvell Technology zu einem Preis von 2,5 Milliarden US-Dollar, was ungefähr 2,3 Milliarden Euro entspricht, zu erwerben. Diese Akquisition ist Teil der strategischen Ausrichtung von Infineon, sich in dem aufstrebenden Markt für softwaredefinierte Fahrzeuge zu etablieren. Die Finanzierung der Transaktion wird durch Infineons bestehende liquide Mittel sowie durch die Aufnahme von Fremdkapital gesichert. Der Markt reagierte positiv auf diese Nachricht, was die strategische Relevanz dieser Übernahme unterstreicht.

Das Geschäft von Marvell wird für das Jahr 2025 einen Umsatz zwischen 225 und 250 Millionen US-Dollar prognostizieren, bei einer beeindruckenden Bruttomarge von etwa 60 Prozent. Infineon erwartet in den kommenden Jahren ein beschleunigtes Umsatzwachstum, wobei eine jährliche durchschnittliche Steigerung von 25 Prozent bis zum Jahr 2030 als Ziel festgelegt wurde. Das Unternehmen strebt außerdem an, eine Design-Win-Pipeline im Wert von vier Milliarden US-Dollar innerhalb der kommenden fünf Jahre zu realisieren. Mit über 50 Automobilherstellern in der Kundendatenbank, zu denen acht der zehn führenden Unternehmen der Branche zählen, bietet Marvells Automotive-Ethernet-Geschäft Infineon erhebliche Wachstumschancen. Weiterhin rechnet Infineon mit der Erzielung zusätzlicher Synergien durch gemeinsame F&E-Aktivitäten sowie durch optimierte Produktionsprozesse.

Doch trotz des ausgewiesenen strategischen Potentials verzeichnete die Infineon-Aktie aufgrund der aktuellen Marktturbulenzen am Dienstagvormittag einen Kursrückgang von 1,2 Prozent. Die anhaltende Unsicherheit bezüglich der US-Zollpolitik hat dazu geführt, dass mehrere Analysehäuser ihre Kursziele für die Infineon-Aktie angepasst haben. Trotzdem bleiben Analysten optimistisch, was die langfristigen Aussichten betrifft. Laut Sandeep Deshpande von JPMorgan könnte das erworbene Ethernet-Geschäft einen Umsatzbeitrag von 2,8 Prozent im Automobilsegment leisten und die Profitabilität von Infineon stärken.

Malte Schaumann von Warburg Research betrachtet Marvells Geschäft als eine bedeutende strategische Ergänzung in Anbetracht des Wandels hin zu softwaredefinierten Fahrzeugen. Während die aktuellen Marktbedingungen den Kaufpreis hoch erscheinen lassen, relativieren die vielversprechenden strategischen Perspektiven diese Einschätzung. Ethernet wird auch in Zukunft ein zentraler Bestandteil von Kommunikationslösungen mit geringer Latenz und hoher Bandbreite bleiben.

Jochen Hanebeck, der CEO von Infineon, sieht in der Übernahme nicht nur eine strategische Ergänzung der Präsenz von Infineon als führendem Anbieter von Halbleiterlösungen für die Automobilindustrie. Der Zukauf biete auch Potenzial im Bereich der physischen Künstlichen Intelligenz, beispielsweise bei humanoiden Robotern. Die von Marvell entwickelte Technologie ermöglicht Datenübertragungsraten von 100 Megabit bis zu 10 Gigabit pro Sekunde und erfüllt die Sicherheitsanforderungen moderner Fahrzeugnetzwerke. Mehrere hundert Mitarbeiter sind in dieser Sparte beschäftigt.

Vor der finalen Umsetzung der Übernahme stehen noch Genehmigungen durch die US-Behörden aus, einschließlich der Zustimmung durch den Ausschuss für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS). Der Abschluss der Transaktion wird noch innerhalb dieses Jahres erwartet, was die Dynamik von Infineons Expansionsplänen unterstreicht.