Die lebendige Diskussion über die Zukunft der letzten Ölraffinerie Schottlands nimmt Fahrt auf. Die geplante Schließung von Grangemouth, die im nächsten Jahr erfolgen soll, hat nicht nur die Belegschaft, sondern auch Gewerkschaftsvertreter auf den Plan gerufen. Ein drastischer Stellenabbau droht: 400 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, während der geplante Umbau in einen importorientierten Kraftstoffterminal nur rund 100 Menschen beschäftigen wird. Am Donnerstag formierte sich ein beeindruckender Protestzug entlang der Royal Mile in Edinburgh, der schließlich vor dem schottischen Parlament endete. Die Gewerkschaft Unite, angeführt von Generalsekretärin Sharon Graham, fordert entschlossenes Handeln von den Regierungen in Westminster und Holyrood, um eine drohende Deindustrialisierung zu verhindern. Graham machte deutlich, dass die Schaffung eines weiteren „arbeitenden Klassen-Ödlandes“ keine Option sei. Unite hat einen zukunftsweisenden Plan entwickelt: Die Umwandlung der Grangemouth-Stätte in ein Zentrum für grünes Flugbenzin, eine Strategie, die andernorts bereits erfolgreich umgesetzt wurde. John Swinney, der sich im Vorfeld der Demonstration mit Graham traf, prüft die vorgelegten Vorschläge intensiv. Kritische Worte galten den politischen Entscheidungsträgern, die nach Ansicht der Gewerkschaften nicht ausreichend zur Rettung der bedrohten Arbeitsplätze in Falkirk beitragen. Grahams scharfe Kritik nimmt keine Rücksicht: Sie bezeichnet die Schließungspläne als „industriellen Vandalismus“ und einen „grotesken Akt der Unternehmensentmachtung“. Besonders im Fokus: Das Nichtstun politischer Instanzen und die Interessenlage wirtschaftlich potenter Akteure wie Petroineos, einem Joint Venture von PetroChina und Ineos, das von Milliardär Jim Ratcliffe kontrolliert wird. Der wirtschaftliche Druck auf Grangemouth sei enorm: Verluste von bis zu 385.000 Pfund täglich und die veraltete Struktur seien ausschlaggebend für die Entscheidung zur Schließung. Ungeachtet dessen wirft Graham den politischen Akteuren vor, ihrer Verantwortung nicht gerecht zu werden und fordert energisch zum Widerstand auf. Die Frage, warum das Stilllegungsprojekt bisher so ungehindert Fortschritte gemacht hat, blieb im Raum. Gleichwohl erging der kämpferische Appell an die schottische Regierung und die Labour-Partei, sich stärker im Sinne Schottlands zu engagieren und die Schließung entschieden zu bekämpfen.