Angesichts der aktuellen Lage in der deutschen Industrie herrscht bei den Beschäftigten wenig Optimismus für das kommende Jahr. Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis von der IG BCE, der Industriegewerkschaft für Bergbau, Chemie und Energie, beschreibt die Situation als "dramatisch" und fordert eine dringende Investitions- und Modernisierungsoffensive. Eine Umfrage unter gut 4.500 Mitgliedern der IG BCE zeigt ein düsteres Stimmungsbild: Fast 80 Prozent der Befragten glauben, dass Deutschland in fünf Jahren als Industriestandort im internationalen Vergleich eher schlechter dastehen wird. Zusätzlich befürchten 58 Prozent, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Lage verschlechtern könnte, und 68 Prozent zweifeln daran, dass die klimagerechte Transformation des Industriestandorts innerhalb der nächsten fünf Jahre gelingt. Vassiliadis nennt die Umfrageergebnisse einen deutlichen Beweis für die breite Erfassung der Krise innerhalb der arbeitenden Mittelschicht. Er appelliert an die Politik, die Industrie im Wahlkampf ganz oben auf die Agenda zu setzen, um den gesellschaftlichen Wohlstand zu sichern. Die energieintensive Industrie müsse verteidigt werden, da sie die Grundlage des Produktionsstandorts darstellt. Als "Jahrhundertherausforderung" beschreibt er die klimafreundliche Modernisierung der Industrie, die nicht aus normalen Budgetmitteln finanziert werden könne. Eine überparteiliche Reform der Schuldenbremse sei unerlässlich. Schließlich sei auch die soziale Frage der Lastenverteilung entscheidend, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu wahren und mögliche Konflikte zu vermeiden.