In Deutschland schärfen mehrere führende Industriekonzerne ihre Bemühungen zur Kostensenkung und Strukturverschlankung. Unternehmen wie Volkswagen, Bosch, ZF, Continental und Ford haben Pläne zur Reduzierung ihrer Belegschaft angekündigt. Besonders drastisch zeigen sich die Pläne bei Ford Deutschland, wo ein Stellenabbau von einem Viertel der Kölner Belegschaft innerhalb von drei Jahren vorgesehen ist. Dieses Vorgehen hat Besorgnis ausgelöst, insbesondere bei der IG Metall, die vor einem schleichenden Niedergang der Industrie warnt.
Experten wie Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sehen diese Entwicklung als Anzeichen eines umfassenden strukturellen Wandels innerhalb der deutschen Industrie. Dies geht über eine einfache Nachfrageschwäche hinaus und betont die Notwendigkeit für neue industrielle Ansätze, insbesondere durch den Ausbau von Schlüsselbereichen wie erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologien.
Ein zentrales Problem bleibt die fehlende Dynamik in den innovativen Industriesen, die derzeit nicht genug neue Arbeitsplätze schaffen, um den Verlust in traditionellen Sektoren auszugleichen. Weber betont die Dringlichkeit, die neuen Industriebereiche zu stärken, um der Industrie insgesamt wieder Aufwind zu verleihen.
Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt ebenfalls vor den Risiken einer Deindustrialisierung und zieht Parallelen zur Entwicklung in den USA. Dabei sieht er auch eine Aufgabe für den Staat: Investitionen in Infrastrukturprojekte könnten neue Arbeitsplätze schaffen und den gesamten Industriesektor beleben.
Paula Risius vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) beleuchtet die Herausforderungen, die entstehen, wenn Industriearbeitsplätze wegfallen und Beschäftigte in neuen Sektoren unterkommen sollen. Unterschiede in Qualifikation und regionalem Bedarf stellen dabei erhebliche Hürden dar.
Gleichzeitig stehen viele Beschäftigte aufgrund besserer tariflicher Bedingungen in traditionellen Sektoren vor finanziellen Entscheidungen, wenn es um Wechsel zu neu entstehenden Industrien geht. Eine „Entgeltsicherung“ könnte hier Linderung bieten und den Übergang erleichtern, so Webers Vorschlag.