30. Januar, 2025

Wirtschaft

Industrie am Scheideweg: Forderungen nach Kurswechsel und Investitionen

Industrie am Scheideweg: Forderungen nach Kurswechsel und Investitionen

Die deutsche Industrie steckt in einer handfesten Krise. Diese Misslage illustriert der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, mit ernüchternden Worten: Die Atmosphäre sei miserabel, und der Industriestandort sei bedroht. Der Bundesverband prognostiziert für das laufende Jahr ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung und übertrifft damit die weltweit erwartete Wachstumsrate bei Weitem. Besonders düster könnten die Aussichten bei der Einführung von US-Zöllen auf EU-Importe ausfallen, so die BDI-Hauptgeschäftsführerin Tanja Gönner.

Schwierigkeiten wie eine ausufernde Bürokratie, hohe Energiepreise und Fachkräftemangel setzen den Standort unter Druck. Trotzdem sei die Basis für Wohlstand gegeben, so Leibinger. Was nun gebraucht werde, seien Entlassungsimpulse und eine entschlossene Wachstumsagenda. Auch der Vorsitzende der Industriegewerkschaft IGBCE, Michael Vassiliadis, fordert beherzte Maßnahmen von der neuen Regierung. Ein sogenanntes 100-Tage-Programm solle Deutschlands Produktionsstärke wiederbeleben.

Doch damit nicht genug: Die Gewerkschaft IGBCE macht sich auch für eine Vermögensabgabe stark, um Zukunftsinvestitionen zu finanzieren. Diese soll von den reichsten Bürgern des Landes erbracht werden und einen sogenannten "Turnaroundfonds" speisen, der auf Infrastruktur und Transformation abzielt. Die Maßnahme könnte erhebliche Einnahmen generieren, um dringend benötigte Investitionen im Umfang von über 175 Milliarden Euro zu finanzieren.

In diesen schweren Zeiten steht die deutsche Industrie unter deutlicher Kritik. Vassiliadis bemängelt, dass zu viele deutsche Unternehmen den heimischen Markt vernachlässigt haben. Potenziale durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz bleiben häufig ungenutzt, was sich nun im internationalen Wettbewerb rächt.