08. November, 2024

Politik

Indonesien nähert sich Russland – trotz US-Bündnis

Mit einem gemeinsamen Militärmanöver überrascht Indonesien die Welt und zeigt, dass es die Nähe zu Moskau sucht – ein Balanceakt zwischen großen Mächten, der die USA mitten im Wahlkampf in Erklärungsnot bringt.

Indonesien nähert sich Russland – trotz US-Bündnis
Mit engen Beziehungen zu den USA und wachsenden Partnerschaften zu Russland und China bleibt Indonesien neutral – doch wie lange kann es den Druck der Supermächte aushalten?

Indonesien – ein Land, das sich traditionell neutral positioniert und Konflikten aus dem Weg geht. Doch diese Woche überrascht die größte Volkswirtschaft Südostasiens mit einem Zug, der wohl in Washington für Stirnrunzeln sorgt. Erstmals üben indonesische und russische Truppen gemeinsam:

„Orruda 24“ nennt sich das Manöver, das die beiden Länder symbolträchtig nach ihren Nationalvögeln – dem russischen Adler und dem indonesischen Garuda – benannt haben. Für Präsident Prabowo Subianto ein klarer Schritt: Russland ist für ihn ein „großer Freund“.

Prabowo sucht Nähe zu Russland – mitten im US-Wahlkampf

Während in den USA der Wahlkampf auf Hochtouren läuft und die internationale Politik immer stärker polarisiert, überrascht Prabowo mit diesem Schulterschluss mit Russland. Seit seinem Amtsantritt betont er die Bedeutung starker internationaler Freundschaften.

„Ich will Beziehungen pflegen und ausbauen“, erklärte er schon im Sommer bei seinem Besuch im Kreml. Mit „Orruda 24“ signalisiert er, dass er Moskau näher an Jakarta heranrücken will – trotz Indonesiens traditioneller Bündnisse mit den USA.

Russland hat für das Manöver drei Kriegsschiffe, einen Schlepper, einen Militärhubschrauber und ein Tankschiff an die Nordostküste Javas entsandt. Bis zum Ende der Woche sollen die Truppen beider Länder ihre Zusammenarbeit stärken.

Ein symbolträchtiges Bündnis: Der indonesische Präsident bezeichnet Russland als „großen Freund“ und sucht demonstrativ die Nähe zu Moskau – ein ungewöhnlicher Kurswechsel für das traditionell neutrale Indonesien.

Dass das gerade jetzt geschieht, sendet ein klares Signal: Indonesien will seine Optionen in der internationalen Zusammenarbeit offener halten.

Ein heikler Balanceakt zwischen den Mächten

Indonesien, seit jeher bedacht auf eine neutrale Außenpolitik, meidet klare Positionen im Russland-Ukraine-Konflikt. Prabowo will dem Westen zeigen, dass Jakarta sich nicht drängen lässt.

2021 führte Indonesien als Teil des ASEAN-Verbands bereits Übungen mit Russland durch, doch „Orruda 24“ geht einen Schritt weiter. Es ist das erste bilaterale Militärmanöver zwischen Indonesien und Russland – und eine klare Botschaft an den Westen: Indonesien nimmt sich die Freiheit, seine Beziehungen unabhängig zu gestalten.

Russland ist für das Land mehr als ein Rüstungspartner: Es versorgt Indonesien mit Kohle, Düngemitteln und Stahl – essenziell für Energie, Landwirtschaft und Industrie. Selbst als Verteidigungsminister hielt Prabowo 2019 ein Rüstungsgeschäft über russische Kampfjets in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar aufrecht – trotz drohender US-Sanktionen.

Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Moskau und Jakarta bleiben eng, auch wenn Indonesien parallel nach Alternativen sucht, um zu zeigen, dass es sich keinem Lieferanten vollkommen verpflichtet fühlt.

Trotz des internationalen Drucks bleibt Indonesien bei Rüstungsgeschäften mit Russland, wie der Kauf von Kampfjets zeigt – ein Zeichen der Unabhängigkeit, das Washington skeptisch beobachtet.

Die US-Indonesische Partnerschaft bleibt stark – doch Prabowo signalisiert Offenheit

Auch wenn Indonesien in die Nähe Russlands rückt, bleiben die USA der wichtigste Sicherheitspartner des Landes. Das US-geführte Manöver „Super Garuda Shield“ ist nach wie vor Indonesiens größtes Militärmanöver. Im vergangenen Jahr nahmen rund 4500 Soldaten daran teil – ein klares Zeichen, dass Indonesien die Bindung an die USA keineswegs aufgibt.

„Indonesien weiß genau, dass die USA und ihre Verbündeten die wahren Sicherheitsgaranten in der Region sind“, betont Denis Suarsana von der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jakarta.

Vor seinem Amtsantritt sprach Prabowo von einem „Netz starker Freundschaften“ – eine Vision, die ihn nicht nur nach Russland, sondern auch nach China und Australien führte. Er besuchte in den letzten Monaten beide Länder, schloss sicherheitspolitische Abkommen und unterstrich dabei seine Strategie der Balance.

Indonesien plant, sich aus den Großmachtkonflikten herauszuhalten und diplomatische Brücken in alle Richtungen zu bauen. Kürzlich trat das Land der BRICS-Gruppe bei – auch das ein Schritt hin zu Unabhängigkeit und Partnerschaften abseits der westlichen Allianzen.


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Ein Kurs, der Indonesiens Unabhängigkeit unterstreicht

Die Außenpolitik des neuen Präsidenten ist klar: Er will Indonesien in eine Position manövrieren, die ihm die größtmögliche Freiheit gewährt. Während die USA und China um Einfluss in der Region ringen, positioniert sich Prabowo als eigenständiger Akteur.

Die Zusammenarbeit mit Russland bei „Orruda 24“ zeigt, dass er bereit ist, dafür auch kontroverse Schritte zu gehen. Doch die Frage bleibt: Wie lange kann Indonesien diesen Balanceakt halten, bevor es sich endgültig positionieren muss?