Der Chef von Tata Steel, T. V. Narendran, hat die "unfairen Preisgestaltungen" chinesischer Stahllieferungen auf den indischen Markt kritisiert. Diese könnten die Investitionspläne der heimischen Stahlindustrie ernsthaft gefährden. Trotz Verlusten setze China seine Exporte fort und schaffe somit ungleiche Wettbewerbsbedingungen. Sollte dieser Trend anhalten, könnten die strategischen Investitionen der Branche darunter leiden.
Indien erlebt derzeit aufgrund seines raschen Wirtschaftswachstums und der gesteigerten Infrastrukturinvestitionen eine steigende Nachfrage nach Stahl. In den Monaten April bis August erreichte der Stahlbedarf ein Sieben-Jahres-Hoch. Trotzdem ist Indien, der weltweit zweitgrößte Produzent von Rohstahl, in diesem Zeitraum Nettoimporteur von Fertigstahlerzeugnissen geblieben, wobei die Importe aus China ebenfalls einen Rekordwert erreichten.
Neben direkten Lieferungen gelangt auch Stahl aus Südostasien auf den indischen Markt. Die indische Regierung hat infolgedessen ein Anti-Dumping-Verfahren gegen bestimmte aus Vietnam importierte Stahlprodukte eingeleitet. Die Branche plant Maßnahmen wie höhere Importzölle, um den steigenden Importen entgegenzuwirken.
Narendran geht davon aus, dass die Preise für Flachprodukte aufgrund der chinesischen Exporte stabil bleiben werden. Für das Geschäftsjahr 2024/25 wird ein Wachstum der indischen Stahlnachfrage von 8% bis 9% prognostiziert, angetrieben durch Bauwesen, Automobilindustrie, Eisenbahn sowie Öl und Gas.
Das kürzliche Wahlergebnis in den USA, welches Donald Trump als neuen Präsidenten sieht, wird laut Narendran nur geringe Auswirkungen auf den indischen Stahlmarkt haben, da kaum Exporte in die USA erfolgen. Zudem gebe es derzeit keine Pläne, Koks-Kohlevorkommen im Ausland zu erwerben, da Tata Steel seine Bedürfnisse weitgehend aus Australien deckt.