Die Inflation in Indien hat sich im letzten Monat etwas abgeschwächt, doch die Währungskrise könnte die Zentralbank dazu veranlassen, an ihrer bisherigen Zinspolitik festzuhalten. Der Verbraucherpreisindex stieg im Dezember um 5,22 % im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistikministerium jüngst mitteilte. Damit liegt die Inflation weiterhin deutlich über dem 4 %-Ziel der Reserve Bank of India (RBI). Ökonomen, deren Erwartungen von Bloomberg gesammelt wurden, hatten einen Rückgang auf 5,3 % prognostiziert, verglichen mit 5,48 % im November.
Die nachlassende Inflation hat Hoffnungen genährt, dass der neu ernannte Gouverneur Sanjay Malhotra im Februar die Zinsen senken könnte, um die stagnierende Wirtschaft zu unterstützen. Die RBI hat die Zinssätze seit fast zwei Jahren unverändert gelassen. Doch geopolitische Entwicklungen, insbesondere steigende Ölpreise und ein starker US-Dollar, erschweren die Vorhersagen zur künftigen geldpolitischen Ausrichtung Indiens. Der Rupie fiel in den letzten Wochen auf ein neues Rekordtief und durchbrach am Montag eine psychologisch wichtige Grenze von 86 Rupien pro Dollar.
Neben der angeschlagenen Währung sieht sich die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens auch mit höheren Energiekosten konfrontiert. Die aggressiven Sanktionen der USA gegen die russische Ölindustrie könnten Indien dazu zwingen, teureres Rohöl aus dem Nahen Osten, Westafrika oder Nordamerika zu beziehen. Indien hat seine Importe von ermäßigtem russischem Rohöl seit dem Krieg in der Ukraine stetig gesteigert und ist mittlerweile für etwa ein Drittel seiner Ölimporte auf Moskau angewiesen.