Die wirtschaftliche Großmacht Indien erlebt eine bedeutende Wende in ihrer Währungspolitik. Sanjay Malhotra, der neue Gouverneur der Reserve Bank of India (RBI), zeigt sich bereit, der indischen Rupie mehr Spielraum zu gewähren. Diese Neupositionierung kommt gleichzeitig mit der Bereitschaft, weiterhin in den Devisenmarkt einzugreifen, um übermäßige Schwankungen abzufedern.
Seit seinem Amtsantritt im Dezember hat Malhotra zahlreiche Gespräche mit den internen Abteilungen der Zentralbank geführt, um sich auf seine erste geldpolitische Sitzung vorzubereiten. Dabei äußerte er keine Einwände gegen die jüngsten Bewegungen der Rupie und die Notwendigkeit, den Wert der Währung gelegentlich fallen zu lassen. Dennoch bleibt das oberste Ziel der RBI, keine spezifische Zielmarke für die Rupie anzustreben, sondern regelmäßige Eingriffe bei extremer Volatilität vorzunehmen.
Dieser neue Ansatz markiert einen klaren Bruch mit Malhotras Vorgänger Shaktikanta Das, unter dessen Leitung die Rupie eine der stabilsten unter den Schwellenländermärkten war. Das hatte während seiner sechsjährigen Amtszeit beachtliche Devisenreserven angehäuft, um die Währung zu stützen. Unterdessen steht die indische Währung heute unter Druck: Nach Bekanntwerden der Pläne schwächte sich die Rupie ab, konnte jedoch danach wieder etwas an Boden gewinnen.
Das Auf und Ab der Rupie korrespondiert mit einer dynamischeren Einmonats-Volatilität, die nach Das' Abgang ihren höchsten Stand seit über einem Jahr erreicht hat. Der Inflationsdruck und steigende Ölpreise belasten zusätzlich.
Mit einem historischen Höchststand des handelsgewichteten Wechselkurses in 40 Ländern zeigt sich die Rupie überbewertet. Die Zentralbank hat begonnen, diese Überbewertung genauer zu beobachten, um den Exportunternehmen den nötigen Impuls zu geben. Zudem hat die massive Abhängigkeit von Ölimporten bei einer schwächeren Rupie den Druck auf die Eingangsrechnung des Landes erhöht.
Die RBI zeigt sich entschlossen, weiter am Ball zu bleiben und schnell einzugreifen, sollte sich ein spekulativer Trend abzeichnen. Sie hofft auf eine Besserung der Situation nach der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident und erhofft sich Stabilität bis zur geldpolitischen Sitzung im nächsten Monat.