In einem bemerkenswerten Schritt hat die Zentralbank Indiens ihre geldpolitische Haltung von einer bisher relativ restriktiven auf eine neutrale geändert. Dieser Richtungswechsel kommt zu einem Zeitpunkt, an dem sich weltweit viele Zentralbanken auf einen lockereren Kurs einstellen. Der indische geldpolitische Ausschuss, der drei neue externe Mitglieder begrüßen konnte, entschied mit fünf Stimmen gegen eine, den Leitzins bei 6,5 Prozent zu belassen, was den Erwartungen der meisten Ökonomen entsprach. Gouverneur Shaktikanta Das meldete in einer Fernsehansprache, dass die Nahrungsmittelinflation in den kommenden Monaten voraussichtlich nachlassen könnte und der Kerninflationsmaßstab, der schwankende Kosten für Lebensmittel und Energie ausschließt, seinen Tiefpunkt erreicht hat. Die wirtschaftliche Wachstumsprognose für Indien bleibt stabil mit gleichmäßig wachsendem privaten Konsum und Investitionen. Die Neubewertung der geldpolitischen Strategie könnte der Beginn einer Zinssenkung sein, eventuell schon bei der nächsten Sitzung im Dezember. Diese Veränderung folgt den jüngsten globalen Lockerungsmaßnahmen, initiiert von der US Federal Reserve, und der Erkenntnis, dass Indiens schnelles Wirtschaftswachstum sich verlangsamt. Anubhuti Sahay, Ökonomin bei Standard Chartered, betonte: "Die überraschende Entscheidung, den Kurs auf neutral umzustellen, zeigt das wachsende Vertrauen in die Erreichung der Inflationsziele." Obwohl die Inflation in Indien im Juli und August unter das 4-Prozent-Ziel der Zentralbank fiel, erwartet die Reserve Bank of India einen Anstieg im September, vor allem aufgrund von Basiseffekten. Die Inflationserwartung für das Geschäftsjahr bis März 2025 wurde unverändert bei 4,5 Prozent belassen.