Inmitten schwächerer Konjunkturdaten aus Indien geht man davon aus, dass die indische Zentralbank in ihrer bevorstehenden geldpolitischen Sitzung weniger scharf auftreten wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass diesmal die Zinssätze oder der geldpolitische Kurs geändert werden, bleibt jedoch gering. Radhika Rao, erfahrene Ökonomin und geschäftsführende Direktorin der DBS Bank in Singapur, betont, dass eine Änderung im geldpolitischen Kurs nicht zwingend Voraussetzung für eine Zinssenkung sei. Beide Entscheidungen könnten gleichzeitig getroffen werden, wenn die Bank sich dazu entschließe, den entscheidenden Schritt zu wagen.
Voraussichtlich wird die Reserve Bank of India (RBI) am Mittwoch die Zinssätze unverändert lassen. Einige Investoren hoffen jedoch auf einen Kurswechsel hin zu einer „neutralen“ Haltung, weg von der „Entfernung von Anreizen“, im Angesicht des verlangsamten Wirtschaftswachstums.
Das Wirtschaftswachstum Indiens reduzierte sich im zweiten Quartal auf 6,7 %, ließ das Land jedoch weiterhin als die am schnellsten wachsende bedeutende Volkswirtschaft dastehen. Experten erwarten unter den neu ernannten Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses zumindest einen, der eine Zinssenkung fordert. Die Haltung dieser neuen Mitglieder wird sich voraussichtlich aus den Kommentaren während der Zinsentscheidung und den nachfolgenden Protokollen der Sitzung erschließen lassen.
In der jüngsten Zeit wurde Ram Singh, Saugata Bhattacharya und Nagesh Kumar als externe Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der RBI benannt. Die jüngsten Spannungen im Nahen Osten werden beobachtet, jedoch scheint ihr Einfluss auf ausländische Investitionen in indische Staatsanleihen begrenzt. Rao erwartet, dass die RBI ihre Wachstumsprognose um 20 Basispunkte auf 7 % senken wird, entweder im Oktober oder Dezember, um auf die gedrosselten Investitionsausgaben der indischen Regierung zu reagieren.