Die indische Stahlbranche schlägt Alarm: Angesichts anhaltender Importe zu niedrigen Preisen aus Ländern wie China, Japan und Südkorea haben die führenden Hersteller des Landes die Regierung aufgerufen, umgehend temporäre Steuern einzuführen, um dem Importdruck zu begegnen. Dies geht aus einer neuen Präsentation hervor, die den Druck auf die Regierung von New Delhi erhöhen soll, die Einfuhren zu drosseln.
Der Indian Steel Association (ISA), dem unter anderem Branchengrößen wie JSW Steel, Tata Steel und die staatliche Steel Authority of India angehören, ist die steigende Flut an Stahlimporten, die zu Niedrigstpreisen auf den indischen Markt strömt, ein Dorn im Auge. Diese Importe, vor allem aus überschüssigen und stark exportierenden Nationen wie China, Japan und Korea, bedrohen ernsthaft die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie.
Besonders hervorzuheben: Vietnam, einst Käufer indischer Stahlprodukte, ist inzwischen selbst zum Exporteur geworden und bringt seine Erzeugnisse nun auf den indischen Markt. Passend dazu hat Indien bereits im August eine Untersuchung wegen Dumping-Vorwürfen gegen vietnamesische Stahlexporte eingeleitet, deren Ergebnisse noch ausstehen.
Mit einer jährlichen Produktion, die Indien den Rang als zweitgrößten Rohstahlhersteller der Welt einbringt, hat sich das Land im abgelaufenen Geschäftsjahr zum Nettoimporteur gewandelt. Der negative Trend hält an: Allein von April bis Oktober stiegen die Fertigstahlimporte auf ein Sieben-Jahres-Hoch von 5,7 Millionen Tonnen, wie vorläufige Regierungsdaten belegen.
Weiterhin wird die bedrückende Lage durch schwindende Gewinnmargen verdeutlicht. Die Margen der Stahlunternehmen haben einen dramatischen Rückgang um bis zu 91% erlitten. Dies erschwert nicht nur die Investitionsbereitschaft, sondern bremst auch die Kapazitätserweiterungen.
In diesem Kontext hat die DGTR (Generaldirektion für Handelsmittel) von der ISA die Einreichung einer formellen Petition verlangt, die als Grundlage für eine umfassende Untersuchung dienen soll. Diese soll feststellen, ob tatsächlich nachteilige Auswirkungen durch die Billigimporte auf die heimischen Produzenten entstanden sind. Eine Entscheidung über die Einführung von Schutzabgaben wird dann auf Basis der Ergebnisse dieser Untersuchung fallen.