Indiens führende staatliche Raffinerien stehen vor einer Herausforderung: Nachdem ihr größter Öllieferant Russland die Spotlieferungen kürzte, suchen sie nun verstärkt nach Rohöl aus dem Nahen Osten. Dies könnte den Preis für schwefelhaltiges Rohöl stützen, wie Insider mitteilten. Die Raffinerien Indian Oil, Bharat Petroleum und Hindustan Petroleum verzeichnen für Januar eine Versorgungslücke von 8 bis 10 Millionen Barrel russischem Öl.
Die Raffinerien stehen vor der Problematik, auch in den kommenden Monaten russisches Öl schwerer am Spotmarkt beziehen zu können – ein Ergebnis von Moskaus steigendem Eigenbedarf und Verpflichtungen im OPEC-Bündnis. Dennoch ist die Situation nicht hoffnungslos: Die Unternehmen können aus vorhandenen Beständen schöpfen, um ihre Ölverarbeitungsanforderungen bis März zu decken.
Zusätzlich erwägen einige, Rohöl aus dem Nahen Osten über optionale Volumina in bestehenden Verträgen zu beziehen oder Spot-Tender für schwefelhaltiges Öl auszuschreiben. Bereits im März 2022 hatte die führende Raffinerie Indian Oil solche Spot-Tender für saure Rohölgrade initiiert. Eine Stellungnahme der betroffenen Unternehmen blieb bisher aus.
Spannend ist, dass Indien nach den EU-Sanktionen gegen Russland 2022 zum größten Importeur russischen Rohöls aufstieg. Über ein Drittel der indischen Energieimporte entfallen mittlerweile auf Russland, obwohl dessen Exporte im Spotbereich sinken. Russland muss seinen eigenen Bedarf decken und OPEC-Vorgaben erfüllen.
Zudem ist ein beträchtlicher Teil der seegestützten Exporte von Russlands staatlicher Ölgesellschaft Rosneft bereits durch eine Partnerschaft mit dem indischen Privatunternehmen Reliance Industries gebunden. Diese Vereinbarung schmälert das Spot-Angebot weiter.
In einem bemerkenswerten Schachzug haben indische Raffinerien, die von Sanktionen gegen Russland unberührt sind, das russische Öl zu einem Rabatt von mindestens 3 bis 4 Dollar je Barrel erworben. Obwohl es Händler gab, die zu Yuan-Zahlungen bereit waren, haben die staatlichen Raffinerien diese aufgrund eines Regierungshinweises eingestellt.