Indiens aktuelle Wahlen haben den Ruf der Meinungsforschungsinstitute weiter erschüttert. Bereits im Juni überraschte die regierende Bharatiya Janata Party (BJP), als sie unerwartet die Mehrheit bei den allgemeinen Wahlen verlor. Zugleich gerieten die Demoskopen erneut ins Kreuzfeuer, als ihre Vorhersagen für die regionalen Wahlen in Haryana und Jammu & Kashmir ebenfalls weit daneben lagen.
Trotz der Herausforderungen für seine Regierungsallianz hat Premierminister Narendra Modi in Haryana triumphiert. Seine Partei eroberte 48 von 90 Sitzen in der dortigen Landesversammlung, obwohl sie im Vorfeld mit teils schlechten Umfragewerten und diversen internen Spannungen zu kämpfen hatte. Eine zentrale Rolle für den Erfolg spielte die Versöhnung mit der Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS), die mit einer neuen Wählerinitiative im Bundesland bedeutenden Einfluss ausübte.
Unterdessen hat der politische Rivale Congress-Partei noch großen Aufholbedarf. In Haryana sank ihre Sitzzahl von 45 in der Generalwahl auf 37 im Landesparlament. Die Gründe für das Abschneiden sieht man in internen Führungsproblemen und unzureichender Abstimmung mit Koalitionspartnern. Auch die Stärkung der unteren Kasten durch Congress scheiterte, da sie zu stark auf ihre traditionellen Wählergruppen setzten.
Die BJP konnte auch in Jammu & Kashmir Erfolge verbuchen und stellte 29 der 90 Sitze, was als Bestätigung der Stabilitätspolitik Modis gewertet wird. In dieser Region unterstrich der Wahlausgang zudem die Rückkehr zur politischen Normalität.
Für Modi könnte sich jedoch zeigen, dass seine Partei zunehmend ohne seine direkte Unterstützung auskommt. Der Fokus der Wähler ist vermehrt auf lokale Themen gerichtet, was ihm bei zukünftigen Machtkämpfen innerhalb seiner Partei zum Verhängnis werden könnte.
Der Ausgang der nächsten Wahlen in Maharashtra, die noch im November anstehen, wird entscheidend. Die Resultate aus Haryana und Jammu & Kashmir könnten der BJP Rückenwind bei den bevorstehenden Verhandlungen in Maharashtra verleihen. Doch auch hier gilt: die Wählerstimmung bleibt unberechenbar.