Indiens städtische Bevölkerung beginnt zunehmend, ihre Ausgaben für Produkte wie Kekse und Fastfood zurückzuschrauben. Diese Konsumflaute könnte sich als hinderlich für das gegenwärtig rasante Wirtschaftswachstum des Landes erweisen, da die anhaltend hohe Inflation die Budgets der Mittelklasse belastet. Der Rückgang des städtischen Konsums in den letzten drei bis vier Monaten hat nicht nur die Umsätze der größten Konsumgüterunternehmen beeinträchtigt, sondern auch Zweifel an der strukturellen Nachhaltigkeit von Indiens ökonomischem Erfolg aufgeworfen. War die urbane Nachfrage bisher ein zentraler Wachstumstreiber seit dem Ende der Pandemie, scheint sich dieser Trend nun umzukehren. Laut Suresh Narayanan, Vorsitzender von Nestlé India, zeichnen sich jedoch unterschiedliche Entwicklungen je nach sozialem Segment ab. Während wohlhabendere Bevölkerungsschichten unvermindert konsumfreudig sind, zeigt sich bei der Mittelklasse ein Schrumpfen des Konsumverhaltens. Nestlé India, bekannt für Produkte wie Kit Kats, verzeichnete im letzten Quartal einen Umsatzrückgang, erstmals seit dem durch COVID geprägten Juniquartal 2020. Mit geschätzten 33% der Bevölkerung gelten Indiens Mittelschichtshaushalte als bedeutend für die wirtschaftliche und politische Landschaft. Ihre Unzufriedenheit trug in diesem Jahr zu einem schwächeren Abschneiden von Premierminister Narendra Modi bei den Wahlen bei. Obwohl Indiens Wirtschaft mit einem Wachstum von 7,2% bis März 2025 die beste Prognose unter den großen Volkswirtschaften Asiens besitzt, deuten sich im Haushaltssektor deutliche Einbrüche an. Ein von der Citibank veröffentlichter Index weist darauf hin, dass der städtische Konsum auf ein Zweijahrestief gesunken ist. Laut Samiran Chakraborty, Chefvolkswirt von Citi für Indien, könnten einige Faktoren der aktuellen Rückgänge zwar temporär sein, aber die makroökonomischen Rahmenbedingungen seien wenig förderlich. Die inflationsbereinigten Löhne städtischer Inder wuchsen in 2024 stets unter 2%, was weniger als die Hälfte des 10-Jahresdurchschnitts darstellt. Neben sinkenden Ersparnissen und strengeren Kreditregelungen wirken sich auch die Lebensmittelpreise belastend aus. Lebensmittelinflation erreichte im Oktober 10,9%, wodurch die Verbraucherpreise insgesamt auf ein 14-Monats-Hoch kletterten.