Der indische Dieselmarkt erlebt aktuell eine Abkühlung im Wachstumstempo, was auf den sich verändernden wirtschaftlichen Rahmen des Landes und veränderte Konsummuster zurückzuführen ist. Obwohl Indien als drittgrößter Ölimporteur der Welt gilt, bleibt die Nachfrage nach Diesel weit hinter den Erwartungen zurück. Dies spiegelt sich in den neuesten Daten des indischen Ölministeriums wider: Im Oktober blieben die Dieselverkäufe im Vergleich zum Vorjahr mit 7,64 Millionen Tonnen nahezu unverändert, während das Wachstum in den ersten zehn Monaten 2024 lediglich bei 1,8 % lag, dem niedrigsten Stand seit 2020.
Ein wesentlicher Grund hierfür scheint die stagnierende Nachfrage aus kleineren Städten und ländlichen Regionen Indiens zu sein, die sich unerwartet schwach zeigte. Dies beeinträchtigt besonders den Transportsektor, da weniger Waren transportiert werden, was die Dieselverkäufe belastet. Zusätzlich führten längere Regenperioden zu einem Rückgang der Nachfrage im Landwirtschaftssektor, wie R. Ramachandran, ehemaliger Direktor bei Bharat Petroleum, erläutert.
Trotz dieser Dämpfer zeigt sich bei anderen Kraftstoffen ein positiverer Trend. So stiegen die Benzinverkäufe im Oktober um 8,4 % auf 3,4 Millionen Tonnen, während der Absatz von Flugzeugtreibstoff ein ähnliches Wachstum von 8,6 % verzeichnete. Dies deutet auf eine dynamische Verschiebung in der indischen Nachfrageprofile hin, da die Bevölkerung immer mehr auf Benzin umsteigt, unterstützt durch steigenden Konsum und eine wachsende Mittelschicht.
Prognosen von Kpler zufolge soll die Dieselnachfrage für das Gesamtjahr 2024 um 2,2 % und im Jahr 2025 um 2,5 % zunehmen, was jedoch eine Verlangsamung im Vergleich zur Erholung nach der Pandemie darstellt. Trotz einer insgesamt moderaten wirtschaftlichen Leistung Indiens bleibt das Land einer der stärksten Akteure unter den Schwellenländern. Das BIP wuchs im zweiten Quartal um 6,7 %, das langsamste Tempo seit fünf Quartalen, während die Industrieproduktion im August erstmals seit fast zwei Jahren schrumpfte.