Indiens Behörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität plant, Manager von Flipkart und Amazon im Rahmen einer fortschreitenden Untersuchung zu mutmaßlichen Verstößen gegen ausländische Investitionsgesetze vorzuladen. Dies geschieht kurz nachdem bei Razzien die Verkäufer dieser E-Commerce-Riesen ins Visier genommen wurden. Dieser Schritt signalisiert eine zunehmende behördliche Überprüfung der beiden Unternehmen, die sich derzeit in einem exponentiell wachsenden indischen E-Commerce-Markt behaupten, der inzwischen 70 Milliarden Dollar umfasst. Darüber hinaus haben bereits zuvor Untersuchungen ergeben, dass beide Firmen Gesetze gebrochen haben, indem sie ausgewählte Verkäufer bevorzugten.
Flipkart, das zum Walmart-Konzern gehört, und Amazon verteidigen ihre Konformität mit den indischen Gesetzen. Doch die Enforcement Directorate untersucht seit Jahren Vorwürfe, wonach die Unternehmen über bestimmte Verkäufer eine Steuerungsfunktion hinsichtlich des Warenbestands ausüben.
Indische Gesetze verbieten es ausländischen E-Commerce-Unternehmen, selbst Waren zu lagern, die sie über ihre Plattformen verkaufen, was sie zwingt, als Marktplatz für externe Verkäufer zu agieren. Nach den Razzien der Direktion in der vergangenen Woche, die bis Samstag andauerten, wird nun die Vorladung der Unternehmensleitungen vorbereitet. Die Ermittler überprüfen derzeit die während der Aktion beschlagnahmten Dokumente und haben erste Hinweise auf Verstöße gegen die Investitionsrichtlinien gefunden.
Die Behörde plant zudem, Geschäftsdaten der Verkäufer und deren Beziehungen zu den E-Commerce-Unternehmen in den letzten fünf Jahren zu analysieren. Sowohl Amazon als auch Flipkart und die Enforcement Directorate haben bisher keine Stellungnahme auf Anfragen von Reuters abgegeben.
Die jüngsten Maßnahmen wurden durch Erkenntnisse aus einer kartellrechtlichen Untersuchung gegen Amazon und Flipkart ausgelöst. Diese hatte besagt, dass die Plattformen eine umfassende Kontrolle über die Bestände ausübten und die Verkäufer oftmals bloß als Namensgeber dienten. Quellen berichten von mindestens zwei Amazon- und vier Flipkart-Verkäufern, die letzte Woche durchsucht wurden.
Bereits im Jahr 2021 hatte eine Untersuchung von Reuters, basierend auf internen Amazon-Dokumenten, offenbart, dass das Unternehmen erheblichen Einfluss auf die Bestände einiger seiner größten Verkäufer habe – trotz der gesetzlichen Beschränkungen für ausländische Akteure.