28. Oktober, 2024

Wirtschaft

Indien auf Expansionskurs: Schweizer Unternehmen entdecken neue Märkte

Indien auf Expansionskurs: Schweizer Unternehmen entdecken neue Märkte

Schweizer Unternehmen, darunter ABB und Kuehne+Nagel, intensivieren ihre Investitionen in Indien, beschleunigt durch ein regionales Handelsabkommen in Milliardenhöhe. Dieses Abkommen könnte alte Handelsstrukturen, die bisher stark auf China ausgerichtet waren, weiter aufbrechen.

Indien gewinnt zunehmend an Attraktivität für europäische Unternehmen, die mit den Folgen des Handelskonflikts zwischen den USA und China hadern. Der jüngst unterzeichnete Handelspakt zwischen der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und Indien verspricht eine Verringerung der Zölle auf Schweizer Exporte – von Schokolade über Uhren bis hin zu Maschinen – und bietet zugleich den Anreiz für gesteigerte Investitionen.

EFTA, zu deren Mitgliedern neben der Schweiz auch Norwegen, Island und Liechtenstein zählen, plant, insgesamt 100 Milliarden Dollar in Indien zu investieren und somit den Zugang zu dem bevölkerungsreichen Markt zu erleichtern. Ein Schritt, der für Indien eine Steigerung der Exporte bei Pharmazeutika, Bekleidung und Maschinen bedeuten könnte.

ABB zeigt bereits mit acht abgeschlossenen Projekten in Indien eine verstärkte Präsenz. Laut CEO Morten Wierod verzeichnete das Unternehmen in den letzten drei Jahren eine Auftragssteigerung von durchschnittlich 27 Prozent pro Jahr, was den Standort Indien zur baldigen drittwichtigsten Marktadresse nach den USA und China macht. Trotz der wachsenden Bedeutung Indiens bleibt ABB jedoch auch China treu.

Obwohl das Abkommen noch der parlamentarischen Genehmigung bedarf und erst 2025 oder 2026 in Kraft treten soll, rechnet man mit positiven Effekten auf den Handel. Insbesondere vor dem Hintergrund prognostizierter Wirtschaftswachstumsraten für Indien, die China übertreffen sollen, zieht der Subkontinent das Interesse der Investoren auf sich.

Philippe Reich von der Swiss-Indian Chamber of Commerce bezeichnet das Abkommen als „Game Changer“, speziell in Anbetracht der geopolitischen Herausforderungen mit China. Etwa 350 Schweizer Unternehmen sind bereits in Indien tätig, ein Trend, der durch geringe Zölle weiter angetrieben wird.

Das Abkommen bietet EFTA-Unternehmen durch die geplante Investitionssumme und die daraus resultierenden neuen Arbeitsplätze attraktiven Boden für Expansionen. Beide Seiten haben sich dazu verpflichtet, Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren und Hindernisse abzubauen.

Florin Mueller vom Swiss Business Hub sieht in dem Abkommen eine „rote Teppich“-Initiative für Schweizer Unternehmen, während der Präzisionsteilhersteller Feintool seine erste indische Fabrik nahe Pune errichtet.

Obwohl Schweizer Exporte nach Indien noch relativ gering sind, zeigt der aufstrebende Markt ein beeindruckendes Wachstumspotenzial. Auch Kuehne+Nagel stockt sein Personal deutlich auf und eröffnet neue Logistikzentren, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.