Inmitten steigender Baukosten, rasant kletternder Zinsen und einer hohen Inflationsrate zeigen sich die Preise seit Sommer 2022 rückläufig. Die Auswirkungen dieses Umbruchs auf den Immobilienmarkt und insbesondere auf die Baufinanzierung sind beträchtlich und werfen Fragen für die Zukunft auf.
Marktanalyse und Prognosen der Pfandbriefbanken
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP), als maßgeblicher Vertreter der wichtigsten Immobilienfinanzierer in Deutschland, gibt eine klare Perspektive.
„Der Scheitelpunkt der Krise liegt noch vor uns, und die Kapitalwerte werden unseres Erachtens noch einige Quartale zurückgehen“, sagt VDP-Präsident Gero Bergmann.
Trotz einer aktuellen Verbilligung von Wohnimmobilien um 1,7 Prozent im dritten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorquartal und einem Minus von 6,3 Prozent im Jahresvergleich, erwartet Bergmann eine Stabilisierung auf dem Wohnimmobilienmarkt im Jahr 2024.
Im Gegensatz dazu verzeichnet der Gewerbeimmobilienmarkt kräftige Preisabschläge. Bergmann betont, dass diese auch 2024 stärker ausfallen könnten als bei Wohnimmobilien.
Im dritten Quartal 2023 verzeichneten Gewerbeimmobilien Preisrückgänge von 10,3 Prozent zum Vorjahresquartal und 2,2 Prozent zum Vorquartal. Der Gesamtverlust seit dem Höchststand im zweiten Quartal 2022 beträgt beeindruckende 12,3 Prozent.
Auswirkungen auf die Baufinanzierung
Die Prognosen für das Volumen der Baufinanzierung bleiben skeptisch, doch Bergmann erwartet keine größeren Rückgänge.
„Ich glaube nicht, dass es noch weiter runtergehen wird. Ich erwarte aber auch keinen großen Anstieg“, erklärt der VDP-Präsident.
Eine entscheidende Voraussetzung für eine Stabilisierung ist aus seiner Sicht eine Überzeugung der Marktteilnehmer von einer Konsolidierung der Zinsen, deren Klarheit die Europäische Zentralbank im kommenden Jahr schaffen soll.
Trotz einer leichten Erholung des Neugeschäfts mit Krediten für Wohnimmobilien im dritten Quartal bleibt das Niveau schwach. Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt äußert sich dazu, dass eine steigende Risikovorsorge bei den Instituten zu erwarten sei. Die Banken sind heute besser gegen eine Immobilienkrise gerüstet, betont Bergmann, jedoch könnte eine steigende Risikovorsorge dennoch bevorstehen.
Forderungen und Unsicherheiten
Die Ratingagentur Moody’s warnt vor den Auswirkungen der Insolvenz der Signa-Holding auf die Kreditqualität und Profitabilität von Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zugleich fordert Tolckmitt eine Auflösung der Krisenpuffer, um eine Schwächung des Kreditangebots und der Wohnraumfinanzierung zu verhindern.
Die nächsten Quartale werden entscheidend sein, um zu sehen, ob sich die Märkte stabilisieren oder ob weitere Herausforderungen auf die Immobilienbranche zukommen.