20. September, 2024

Märkte

Immobilienmarkt erholt sich: Erste Preisanstiege seit zwei Jahren

Immobilienmarkt erholt sich: Erste Preisanstiege seit zwei Jahren

Die Immobilienpreise in Deutschland zeigen erstmals seit zwei Jahren wieder eine Aufwärtstendenz. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, stabilisieren sich die Preise nach historischen Einbrüchen im letzten Jahr. Insbesondere Häuser sind wieder stärker nachgefragt, was Banken dazu veranlasst, eine Anpassung der Preisvorstellungen bei Immobilienkäufern zu prognostizieren.

Obwohl Wohnimmobilien im zweiten Quartal im Durchschnitt um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum günstiger wurden, stiegen sie im Vergleich zum Vorquartal um 1,3 Prozent. Dies markiert den ersten Preisanstieg seit dem zweiten Quartal 2022.

Martin Güth, Ökonom bei der LBBW, sieht den Abwärtstrend seit Sommer 2022 als überwunden an. Er verweist auf steigende Umsätze als Indikator für eine möglicherweise dauerhafte Preisstabilisierung. Auch die jüngst gesunkenen Hypothekenzinsen tragen zur Marktbelebung bei und könnten diese in der zweiten Jahreshälfte weiter anschieben.

Laut Statistik gab es nur in dünn besiedelten ländlichen Regionen noch Preisrückgänge bei Wohnungen. Ein- und Zweifamilienhäuser verteuerten sich in allen Regionstypen. In den sieben größten Städten Deutschlands wie Berlin, Hamburg und München stiegen die Preise von Wohnungen um 1,6 Prozent und von Häusern um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Auch außerhalb der Metropolen zeigt sich ein ähnliches Bild: In kreisfreien Großstädten stiegen die Wohnungspreise um 1,4 Prozent, während Häuser sich um 1,3 Prozent verteuerten. In dünn besiedelten ländlichen Kreisen waren Ein- und Zweifamilienhäuser 0,9 Prozent teurer als im Vorquartal, jedoch 5 Prozent günstiger als im Vorjahreszeitraum. Wohnungen verbilligten sich dort um 3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal.

Die Daten sind Durchschnittswerte und zeigen ein starkes Preisgefälle zwischen energieeffizienten Gebäuden und solchen mit hohem Energieverbrauch. Besonders stark im Wert gesunken sind Häuser mit alten Heizsystemen und schlechten Energieklassen, während moderne, energieeffiziente Objekte teurer verkauft werden.

Nachdem die Immobilienpreise 2023 um 8,5 Prozent eingebrochen waren, sprach das IfW Kiel vom stärksten Rückgang seit rund 60 Jahren. Im ersten Quartal dieses Jahres fielen die Preise um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Gestiegene Kreditzinsen führten dazu, dass sich viele Menschen den Eigenheimkauf nicht mehr leisten konnten.

Trotzdem sind in den letzten Monaten Immobilien wieder erschwinglicher geworden, wobei gesunkene Bauzinsen eine Rolle spielen. Dies ist eine indirekte Folge der Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Immobilienkredite für zehn Jahre kosten derzeit im Schnitt etwa 3,3 Prozent Zinsen, im Vergleich zu fast 4 Prozent vor einem Jahr.

Die Nachfrage nach Immobilienkrediten stieg im Juli auf ein Zwei-Jahres-Hoch, wie EZB-Daten zeigen. Der hohe Wohnraumbedarf bleibt bestehen, trotz eines erneuten Einbruchs bei den Baugenehmigungen.

Laut dem Gewos-Institut dürfte der Immobilienumsatz in diesem Jahr deutlich wachsen. Die Commerzbank erwartet leicht steigende Immobilienpreise, verweist jedoch auf die Notwendigkeit weiterer Zinssenkungen für einen neuen Boom. Bank-Experten raten jedoch potenziellen Eigenheimkäufern, bedacht zu handeln und sich in Verhandlungen nicht unter Druck setzen zu lassen.