22. November, 2024

Infrastructure

Immer mehr Mini-Blackouts im Stromnetz?

Trotz Berichten über eines der sichersten Stromnetze der Welt steht Deutschland vor wachsenden Herausforderungen durch häufige Stromausfälle.

Immer mehr Mini-Blackouts im Stromnetz?
Trotz offizieller Berichte über eine minimale Unterbrechungsdauer von nur 12,2 Minuten pro Jahr erleiden deutsche Unternehmen signifikante finanzielle Verluste durch häufige Mini-Blackouts.

Das deutsche Stromnetz wird oft als eines der zuverlässigsten weltweit gepriesen. Laut der Bundesnetzagentur liegt die durchschnittliche Unterbrechungsdauer pro Letztverbraucher bei lediglich 12,2 Minuten pro Jahr, ein international vorbildlicher Wert.

Doch eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter mehr als 1000 Unternehmen offenbart eine andere Realität.

Die Bundesnetzagentur preist die Zuverlässigkeit des deutschen Stromnetzes, doch eine DIHK-Umfrage offenbart erhebliche Störungen im Betriebsalltag vieler Unternehmen.

Fast die Hälfte der befragten Betriebe berichtete von erheblichen finanziellen Einbußen durch Produktionsausfälle und Maschinenschäden aufgrund von Stromausfällen.

Diskrepanz zwischen Statistik und Unternehmenserfahrungen

Die Bundesnetzagentur stützt ihre positiven Meldungen auf den SAIDI-Index, der nur Unterbrechungen über drei Minuten erfasst.

Viele deutsche Unternehmen kämpfen jedoch mit kürzeren, sogenannten Mini-Blackouts, die nicht systematisch erfasst werden und dennoch gravierende Auswirkungen haben.

Fast die Hälfte der in der DIHK-Umfrage befragten Industriebetriebe meldet kostspielige Produktionsausfälle und Maschinenschäden infolge von Stromausfällen.

Diese kurzzeitigen Stromausfälle können teure Fehlfunktionen in hochmodernen Maschinen verursachen, die für präzise Produktionsprozesse entscheidend sind.

Industrielle Modernisierung erhöht Anfälligkeit

Die fortschreitende Elektrifizierung und Modernisierung der Produktionsprozesse in deutschen Unternehmen führt zu einer erhöhten Sensibilität gegenüber Stromschwankungen.

Selbst kleinste Spannungsschwankungen können zum Ausfall von sensiblen Maschinen führen, die in der modernen Fertigung eingesetzt werden.

Diese Entwicklung verursacht nicht nur finanzielle Verluste, sondern zwingt Betriebe auch zu zusätzlichen Investitionen in Notstromaggregate und Energiespeicher als Absicherung gegen die instabile Stromversorgung.

Forderungen nach einem besseren Monitoring

Angesichts der Diskrepanz zwischen der offiziellen Darstellung der Netzqualität und der erlebten Realität in den Unternehmen fordert die DIHK ein verbessertes Monitoring für kürzere Stromausfälle und ein Auskunftsrecht über deren Ursachen.

Kurze Stromausfälle unter drei Minuten Dauer, die erhebliche Betriebsstörungen verursachen, werden in offiziellen Statistiken nicht berücksichtigt.

Der Verband schlägt vor, dass die Bundesnetzagentur stichprobenartige Überwachungen einführt, um die Zuverlässigkeit des Stromnetzes besser beurteilen und entsprechend reagieren zu können.

Politischer Handlungsbedarf wird deutlich

Die jüngsten Erkenntnisse aus der Unternehmensbefragung haben auch politische Reaktionen hervorgerufen. Fachpolitiker verschiedener Parteien erkennen die Bedeutung einer zuverlässigen Stromversorgung als wichtigen Standortfaktor und fordern eine proaktive Auseinandersetzung mit den zunehmenden Stromausfällen.

Es wird betont, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzkapazitäten Hand in Hand gehen muss, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Die Zuverlässigkeit eines Stromnetzes ist mehr als nur eine Frage der Statistik. Sie ist ein entscheidender Faktor für die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland.