10. Oktober, 2024

Wirtschaft

IMF und die umstrittenen Zuschläge: Ein Hindernis für finanzielle Erholung?

IMF und die umstrittenen Zuschläge: Ein Hindernis für finanzielle Erholung?

Die Ukraine, ein Land, das sich inmitten eines anhaltenden Krieges befindet, steht vor der Herausforderung, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) jährlich Hunderte Millionen Dollar an Zuschlägen zusätzlich zu den regulären Schuldentilgungen zu zahlen. Diese Zuschläge erhebt der IWF von Ländern, deren Schulden gegenüber dem Fonds bestimmte Schwellenwerte überschreiten. Insgesamt 22 Länder zahlen derzeit derartige Zuschläge, und die Zahl steigt. Dazu gehören insbesondere Länder, die von Konflikten oder Naturkatastrophen betroffen sind, ohne dass diese selbst Verschulden daran tragen. Diese Staaten, die sich in schweren Schuldenkrisen befinden, werden voraussichtlich jährlich insgesamt etwa 2 Milliarden Dollar allein an Zuschlägen für die nächsten fünf Jahre zahlen. Diese Finanzmittel, die in von Armut geprägten Regionen dringend benötigt werden, fließen in die Grundkosten des IWF, von denen auch wohlhabendere Nationen profitieren. Dies stößt auf internationale Kritik. US-Legislatoren, Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, die G20 und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen weltweit fordern den IWF auf, seine Kreditvergabepraktiken zu reformieren. Die derzeitige Zinspolitik steht im Gegensatz zur Gründungsaufgabe des IWF, die internationale Finanzstabilität zu sichern. Zuschläge verschärfen Schuldenprobleme, ohne Rückzahlungen zu beschleunigen. Darüber hinaus sind hochverschuldete Länder verpflichtet, dem IWF Vorrang bei Rückzahlungen einzuräumen und damit ihre Devisenreserven zu erschöpfen. Dies beschränkt ihren Zugang zu internationalen Kapitalmärkten und hält sie in Abhängigkeit vom IWF. Es gibt Anzeichen, dass der IWF kurz vor einer Reform seiner Zuschlagspolitik steht. Doch Experten befürchten, dass der aktuelle Reformvorschlag unzureichend sein könnte. Die konkreten Details der geplanten Reformen bleiben jedoch unklar, da der IWF sich weigert, auf Anfragen von Journalisten und NGO-Vertretern zu reagieren. Diese Intransparenz erschwert Wirtschaftsexperten die Analyse der Vorschläge und hindert zivilgesellschaftliche Vertreter daran, die Interessen der betroffenen Steuerzahler zu vertreten. Drei Punkte werden in den Medien als Bestandteile der vorgeschlagenen Reform genannt. Erstens bezieht sich ein Vorschlag auf den Margensatz, den alle Länder für Kredite zahlen. Der aktuelle Satz von 100 Basispunkten ist, nach internen Berechnungen, unverhältnismäßig hoch und sollte nach den IWF-Regeln auf 15 Basispunkte gesenkt werden. Zweitens wird über zeitabhängige Zuschläge diskutiert, die bei übermäßiger Verschuldung über einen bestimmten Zeitraum greifen. Diese sollten im Lichte externer Schocks, wie Pandemien oder Naturkatastrophen, überdacht werden. Der letzte Punkt betrifft die Schwelle für sogenannte level-basierte Zuschläge. Der Vorschlag sieht vor, dass diese Zuschläge erst bei Überschreitung von 300 Prozent der IWF-Quote eines Landes anfallen sollen, statt der bisherigen 187,5 Prozent. Diese Anpassung scheint jedoch nicht konsistent mit der vom IWF selbst definierten „normalen Grenze“ von 600 Prozent zu sein und kritisiert das Bestreben, IWF-Reserven auf Kosten von kritischen öffentlichen Diensten aufzubauen. Wird diese inkrementelle Reform als substanzieller Fortschritt vermarktet, riskiert der IWF seine Glaubwürdigkeit. Auch wenn die Abschaffung der Zuschläge die Welt nicht verändern würde, bietet diese Debatte dem IWF eine klare Möglichkeit, seine Verpflichtungen wahrzunehmen und zur globalen Finanzstabilität beizutragen.