08. Oktober, 2024

Technologie

Im Visier der Kartellwächter: Googles Monopolstellung auf dem Prüfstand

Im Visier der Kartellwächter: Googles Monopolstellung auf dem Prüfstand

Die technologische Welt könnte sich in einer Zeitreise befinden, denn die Debatte rund um die Marktmacht von Google erinnert stark an vergangene Jahre, in denen Microsoft im Rampenlicht der kartellrechtlichen Untersuchungen stand. Im August gelang es den amerikanischen Wettbewerbshütern erstmals seit einem Vierteljahrhundert, einen bedeutenden Sieg gegen einen großen Technologiekonzern zu erringen: Richter Amit Mehta erklärte Google zum Monopolisten im Bereich der Online-Suche. Er warf dem Unternehmen vor, durch den „Macht der Standardvoreinstellung“ Konkurrenten blockiert und die Werbepreise über das marktübliche Niveau gehoben zu haben.

Dabei steht für das Justizministerium am 8. Oktober ein entscheidender Moment bevor, wenn es die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Abhilfe dieser monopolistischen Praktiken einreicht. Im Raum stehen einschneidende Schritte, wie die mögliche Abspaltung von Chrome oder Android, um Googles Macht zu beschränken. Doch die Wirksamkeit solch drastischer Maßnahmen bleibt fraglich, vor allem angesichts der rasanten technologischen Entwicklungen, die Googles Vormachtstellung ohnehin ins Wanken bringen könnten.

Googles Dominanz beruht auf sogenannten Standard-Suchvereinbarungen, bei denen Suchanfragen über Plattformen wie Safari oder Firefox automatisch bei Google landen. Diese privilegierte Stellung lässt sich das Unternehmen einiges kosten: Allein im Jahr 2021 flossen immense 26 Milliarden Dollar zurück an Partner wie Apple, um ihre bevorzugte Position zu sichern.

Allerdings handelt es sich bei diesen Zahlungen nicht nur um eine bevorzugte Platzierung - sie nehmen den Nutzern die Entscheidungsfreiheit, andere Suchmaschinen auszuwählen. Wirklich zielführend wäre daher, wenn die Gerichtsbarkeit solche Standardvereinbarungen direkt adressiert, ähnlich wie es europäische Regulierer bereits getan haben. Eine potenzielle Maßnahme könnte darin bestehen, Google zu erlauben, nur eine von mehreren Auswahlmöglichkeiten im Bereich der Suchmaschinen zu sein.

Technologische Innovationen bewegen sich schneller als juristische Prozesse, sodass jede mögliche Maßnahme gegen Google vermutlich erst in einigen Jahren spürbare Wirkung zeigt. Trotzdem gibt es bereits Anzeichen für eine sich wandelnde Dynamik: Eine Studie von Evercore ergab, dass Chat als bevorzugte Suchmaschine für 8% der Amerikaner fungiert. Diese Entwicklungen unterstreichen, wie wichtig es ist, in die Zukunft zu schauen, um Wettbewerb langfristig zu sichern. Ein radikaler Bruch wäre aus vielen Gründen nicht der Königsweg.