27. Oktober, 2024

Technologie

Im Bann der Mini-Reaktoren: Hoffnungsträger oder Utopie?

Im Bann der Mini-Reaktoren: Hoffnungsträger oder Utopie?

Kernenergie gilt seit ihrer Entstehung als heikler Balanceakt zwischen technischer Innovation und sicherheitspolitischen Bedenken. Kleine modulare Reaktoren (SMRs) sollten durch standardisierte Bauweisen und geringere Kosten eine neue Ära einläuten. Doch angesichts des noch ausstehenden ersten kommerziellen SMR-Baus in den USA hegen Kritiker Zweifel an ihrer realistischen Umsetzbarkeit.

Globale Technologiegiganten wie Google und Amazon, die zunehmend auf kohlenstoffarme Energietechnologien setzen, sondieren ihre Einsatzmöglichkeiten für energiehungrige KI-Anwendungen. Allerdings herrscht Zurückhaltung: David Schlissel vom Institute for Energy Economics and Financial Analysis bemängelt fehlende Erfahrungswerte bezüglich Bauzeit und Kosten und sieht die potenzielle Klimawirkung erst in ferner Zukunft.

Dennoch bleibt die erneute Hinwendung zur Kernenergie ungebrochen. Im globalen Bestreben, Emissionen zu reduzieren, wabert sie als unablässige Energiequelle im 24/7-Betrieb zur Untermauerung neben Wind und Solar. Vor allem die kleineren SMR-Anlagen, mit einem Drittel der Größe und maximal 300 Megawatt Leistung, strahlen in der Theorie durch Effizienz und Kostenersparnisse.

Professor Jacopo Buongiorno vom MIT weist auf das reduzierte Projektrisiko für Investoren hin, die von schnelleren und sichereren Renditen profitieren könnten. Doch wie so oft im Energiesektor, bleiben Verzögerungen und Kostenexplosionen auch hier ein Hemmschuh.

Dies musste auch das Unternehmen NuScale schmerzlich erfahren, das als Pionier 2022 die Genehmigung zur Errichtung der ersten SMRs erhielt, aber feststellen musste, dass die erwarteten Ausgaben von fünf auf neun Milliarden Dollar stiegen, woraufhin der Einsatz in Idaho auf Eis gelegt wurde. Professor Buongiorno verweist auf die Komplexität der unterschiedlichen Technologien, die je nach Firma variieren und ein einheitliches System erschweren.