Niedrigere Preise, schrumpfender Umsatz: Ikea testet neue Wege
Nach Jahren steigender Preise kehrte Ikea 2024 auf einen Pfad zurück, der seine Wurzeln im Markenversprechen verankert: Erschwinglichkeit. Durch eine durchschnittliche Preissenkung von 15 Prozent wollte das schwedische Möbelhaus verlorene Kunden zurückgewinnen, die sich durch die Preiserhöhungen während der Lieferkettenprobleme und steigenden Materialkosten in den Jahren zuvor abgeschreckt fühlten.
Doch die Strategie hatte ihren Preis: Der Umsatz von Inter Ikea fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr um knapp 9 Prozent und lag bei 26,5 Milliarden Euro.
Rückkehr zu alten Preisen – ein Risiko?
Das Versprechen erschwinglicher Preise, das Ikea seit Jahrzehnten prägt, war durch die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre ins Wanken geraten. Nun versucht der Konzern, durch eine Rückkehr zu den Preisen der Vor-Covid-Zeit das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.
„Bereinigt um die Inflation, sind wir jetzt auf dem Niveau von 2019“, erklärt Finanzchef Henrik Elm.
Doch die Frage bleibt: Reichen niedrigere Preise aus, um Kunden dauerhaft zu binden, wenn gleichzeitig der Umsatz sinkt?
Gewinnanstieg trotz Umsatzrückgang
Trotz des sinkenden Umsatzes konnte Ikea jedoch einen Anstieg des operativen Gewinns verzeichnen, der leicht auf 2,3 Milliarden Euro anstieg. Verantwortlich dafür waren vor allem niedrigere Zinskosten, die den Nettogewinn von 1,6 Milliarden Euro im Vorjahr auf 2,2 Milliarden Euro anwachsen ließen.
Die aktuelle Zinslage spielte Ikea damit in die Karten und verschaffte dem Konzern inmitten der Preissenkungsphase einen dringend benötigten Gewinnpuffer. Doch wie lange diese günstigen Bedingungen anhalten, ist fraglich.
Verbraucher locken – ein zweischneidiges Schwert?
Ob die Preissenkungen langfristig mehr Kunden in die Filialen und Online-Shops bringen, bleibt abzuwarten. Zwar argumentiert Ikea, dass der Umsatzrückgang ein kurzfristiger Effekt der Preissenkungen sei, der durch ein höheres Kaufvolumen langfristig ausgeglichen werden könnte. Doch niedrige Preise allein genügen in einem zunehmend fragmentierten Markt nicht immer, um Kunden zu gewinnen und zu halten.
Der Kampf um Marktanteile
Ikea steht vor einer Herausforderung: Niedrigere Preise allein sichern keine Marktführerschaft in einem Umfeld, das durch Konkurrenz von Discount-Möbeln bis hin zu Premium-Segmenten geprägt ist.
Zudem bringt die neue Preispolitik potenziell das Risiko mit sich, dass Verbraucher künftig auf weitere Preisnachlässe warten, bevor sie kaufen – ein Dilemma, das die Strategie der Markentreue untergraben könnte. Für Ikea bleibt daher der Balanceakt zwischen Preisattraktivität und profitabler Margenwahrung.
Zukunft der Preispolitik bleibt ungewiss
Ob Ikeas aktuelle Preispolitik ein Erfolgsrezept oder eine Herausforderung darstellt, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen. Niedrigere Preise und ein gestiegener Gewinn mögen kurzfristig ein positives Signal für Investoren sein, doch langfristig muss Ikea die Kundentreue wieder aufbauen und das Vertrauen in seine Preisstrategie stärken. Bleibt die Frage, ob Ikea den Umsatzrückgang kompensieren kann oder ob eine neue Preisanpassung unumgänglich wird.