Fischstäbchen sind der deutsche Klassiker aus der Tiefkühltruhe, und Iglo hat ihn perfektioniert. Doch jetzt gerät der Riese der Tiefkühlkost ins Wanken. Sanktionen gegen russischen Fischfang und ein schwaches Abschneiden bei der Stiftung Warentest drohen dem Unternehmen zuzusetzen – und das gerade bei seinem wichtigsten Produkt.
Russland im Fokus: Sanktionen treffen die Fischstäbchen
Der Alaska-Seelachs, Herzstück der Iglo-Fischstäbchen, kommt größtenteils aus der Beringsee, wo Russland eine entscheidende Rolle spielt. Mit den anhaltenden Diskussionen um Sanktionen gegen russische Fischlieferungen könnte Iglo plötzlich ein großes Problem haben.
Mehr als 85 Prozent des Seelachses, der in Deutschland auf den Tisch kommt, stammt aus russischen Gewässern. Sollte die EU hier den Riegel vorschieben, drohen leere Regale – und steigende Preise.
„Wenn die russischen Lieferungen wegfallen, haben wir ein echtes Problem“, gibt Philipp Kluck, der Deutschland-Chef von Iglo, offen zu.
Zwar habe man den Anteil an US-Seelachs bereits erhöht, aber der Fisch aus den USA ist nicht nur knapp, sondern auch deutlich teurer.
Für die Verbraucher bedeutet das eins: Die Fischstäbchen, die bisher als günstige und schnelle Mahlzeit galten, könnten bald ein teures Vergnügen werden.
Testärger: Schwache Bewertung durch Stiftung Warentest
Als wäre das nicht genug, musste Iglo vor kurzem noch einen anderen Schlag hinnehmen. Bei einem Test der Stiftung Warentest schnitten die Iglo-Fischstäbchen schlechter ab als die des Konkurrenten Frosta.
„Ausreichend“ lautete das Urteil für den Marktführer – ein herber Rückschlag für ein Produkt, das sich in den letzten Jahrzehnten fest in deutschen Küchen etabliert hat.
Die Ursache: Schadstoffwerte, die über den Richtwerten lagen. Besonders der 3MCPD-Wert, ein potenziell gesundheitsschädlicher Stoff, sorgte für die schlechte Bewertung.
„Wir haben die Probleme mittlerweile behoben“, betont Kluck. Doch der Schaden war angerichtet – die Verkaufszahlen gingen nach dem Test zurück, und das Vertrauen der Kunden muss nun wieder aufgebaut werden.
Hoher Preisdruck und Nachhaltigkeitsfragen
Neben den Qualitätsproblemen kämpft Iglo auch mit der Kostenexplosion in der Fischindustrie. Die Preise für Seelachs aus den USA sind um mehr als 20 Prozent gestiegen, und alternative Fische wie Kabeljau oder Pangasius sind ebenfalls keine günstigen Optionen.
Dazu kommt der Druck, nachhaltiger zu wirtschaften. Die Lebensmittelindustrie ist für einen erheblichen Teil der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich, und auch bei Iglo wird nach Wegen gesucht, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Ein Vorschlag: Die Temperatur in den Tiefkühlketten um drei Grad zu erhöhen – von minus 18 auf minus 15 Grad. Das würde den Energieverbrauch um zehn Prozent senken, ohne die Qualität der Produkte zu beeinträchtigen.
„Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt Kluck, „aber es wird dauern, bis wir das europaweit umsetzen können.“
Zukunft der Fischstäbchen ungewiss
Was bleibt, ist die Unsicherheit. Iglo ist der klare Marktführer bei Fischstäbchen, aber die Herausforderungen sind groß. Kommt es zu einem Lieferstopp aus Russland, könnten Fischstäbchen in Deutschland bald Mangelware werden – oder zumindest teurer.
Gleichzeitig muss Iglo sein Image nach dem schwachen Warentest-Ergebnis aufpolieren. Denn eins ist klar: Die Konkurrenz schläft nicht, und der Markt für Tiefkühlprodukte wird härter.
„Wir arbeiten intensiv daran, die Probleme zu lösen“, versichert Kluck. Doch die Frage bleibt: Wird das reichen, um Iglo und seine Fischstäbchen wieder auf Erfolgskurs zu bringen?
Das könnte Sie auch interessieren: