Eine aktuelle Untersuchung hat das Vertrauen in die Selbstzahler-Untersuchungen beim Arzt erschüttert. Laut einer Umfrage im Auftrag des Medizinischen Dienstes (MD) investieren die Deutschen jährlich etwa 2,4 Milliarden Euro in Individuelle Gesundheits-Leistungen (IGeL), deren Nutzen oft umstritten ist. Stefan Gronemeyer, Vorsitzender des MD, betonte in Berlin, dass solche Leistungen nicht selten zu folgenschweren falsch-positiven Ergebnissen führen können, die den Patienten schaden. IGeL-Angebote, darunter ultraschallbasierte Krebsfrüherkennungen und Augeninnendruckmessungen, werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt und müssen daher selbst finanziert werden. Die Ergebnisse der vom Marktforschungsinstitut Forsa durchgeführten Befragung von über 2.000 Versicherten zeigen, dass der Schaden potenziell größer ist als der Nutzen, insbesondere wenn es um die Früherkennung von Krebs geht. Die Unsicherheit der Ergebnisse kann unnötige Eingriffe und Behandlungen nach sich ziehen. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze, äußerte sich beunruhigt über die Aussage, dass nur ein Viertel der Versicherten sich gut informiert fühlt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert daher standardisierte Informationsblätter und eine obligatorische 14-tägige Bedenkzeit, um Patienten vor übereilten Entscheidungen zu bewahren. AOK-Bundesverbandsvorsitzende Carola Reimann sieht zudem einen Zusammenhang zwischen IGeL-Angeboten und verlängerten Wartezeiten auf notwendige Facharzttermine, wenn diese mit nicht evidenzbasierten Behandlungen beschäftigt sind.