In einer eindrucksvollen Machtdemonstration hat die IG Metall ihre Warnstreiks bei Volkswagen einstweilen beendet. An den Arbeitsniederlegungen beteiligten sich in den vergangenen Tagen fast 100.000 Beschäftigte des Automobilkonzerns. Die Streiks, die in jeder Schicht für zwei Stunden andauerten, wurden in der frühen Morgenstunde mit dem Ende der Nachtschicht abgeschlossen. Der reguläre Betrieb in Wolfsburg und den weiteren Werken läuft seit Beginn der Frühschicht wieder an.
Die Gewerkschaft zählte an den neun betroffenen Standorten insgesamt 98.650 Teilnehmer. Besonders stark vertreten war der Standort Wolfsburg mit 47.000 streikenden Mitarbeitern, gefolgt von Kassel-Baunatal mit 12.500 und den Werken in Zwickau und Hannover mit jeweils 9.000 Beteiligten. Auslöser für die Protestaktionen ist der Tarifstreit, in dem es um heikle Themen wie Lohnkürzungen, Werkschließungen und Stellenabbau geht. Die IG Metall hatte deshalb bereits am Montag zu ersten Arbeitsniederlegungen an fast allen deutschen VW-Standorten aufgerufen.
Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, betonte die Entschlossenheit der Belegschaft. Die fast 100.000 Teilnehmer seien ein kraftvolles Signal an das Management von Volkswagen, dass die Belegschaft gewillt sei, ihre Arbeitsplätze und ihre Zukunft energisch zu verteidigen. Die Beteiligung an diesen Protesten übertraf die der letzten großen Warnstreikwelle im Jahr 2018 deutlich, als über 50.000 Mitarbeiter in verschiedenen Standorten mobilisiert wurden.
Am kommenden Montag steht die nächste Tarifrunde in Wolfsburg an. Betriebsratschefin Daniela Cavallo erwartet dort eine Entscheidung über die zukünftige Richtung: eine mögliche Annäherung oder eine zunehmende Verschärfung des Konflikts. Im Zentrum der Verhandlungen steht die Bezahlung der 120.000 Beschäftigten der Volkswagen Werke, sowie die mehr als 10.000 Mitarbeiter von VW Sachsen. Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen fordert Volkswagen massive Einsparungen, während die IG Metall einen entschlossenen Gegenplan verfolgt, der Arbeitsplätze und Standorte sichern soll.