30. Oktober, 2024

Wirtschaft

IBM stoppt Werbung auf Elon Musks Plattform X nach Nazi-Beiträgen

IBM stoppt Werbung auf Elon Musks Plattform X nach Nazi-Beiträgen

Der Computer-Riese IBM hat beschlossen, alle Werbeanzeigen auf X, der Online-Plattform von Tech-Mogul Elon Musk, zu stoppen. Dies geschah, nachdem seine Anzeigen neben Inhalte von Nazi-Beiträgen entdeckt wurden. Ein IBM-Sprecher teilte mit, dass das Unternehmen keine Hassrede dulde und die 'absolut inakzeptable Situation' untersuche.

Laut internen Nachrichten der Plattform plante IBM, im letzten Quartal rund eine Million Dollar für Werbung auf X auszugeben, wie die 'New York Times' berichtete. Die Organisation Media Matters hatte zuvor festgestellt, dass Anzeigen von Unternehmen wie IBM, Apple und dem Software-Konzern Oracle neben positiven Äußerungen über Adolf Hitler und die Ideologie der Nationalsozialisten erschienen.

Die EU-Kommission hat ebenfalls bekannt gegeben, vorerst keine Werbung mehr auf X schalten zu wollen. Dieser Schritt wurde mit einer alarmierenden Zunahme von Desinformation und Hassrede begründet. Die Kommission hat jedoch noch nicht bekannt gegeben, wie viel Geld sie für Werbung auf X und anderen sozialen Netzwerken ausgibt.

Unternehmen und Organisationen haben nur begrenzten Einfluss darauf, neben welchen Beiträgen ihre Werbung platziert wird. Die Anzeigen werden eher basierend auf Alterszielgruppen, bestimmten Gebieten oder den Interessen der Nutzer ausgespielt. Um ein negatives Umfeld für ihre Marken zu vermeiden, sind Werbekunden vor allem darauf angewiesen, dass X Hassrede konsequent von der Plattform fernhält. Ähnliche Probleme hatten auch andere Online-Dienste wie Googles Videoplattform YouTube. Diese verschärfte daraufhin die Überwachung der Inhalte, um Werbekunden zurückzugewinnen.

Seit Elon Musk vor einem Jahr Twitter gekauft hat, haben viele Unternehmen Bedenken und bleiben der Plattform fern oder reduzieren ihre Ausgaben. Musk hat mehrfach betont, dass die Werbeeinnahmen nur noch etwa halb so hoch sind wie zu Twitter-Zeiten. Er hat sogar versucht, seine Anhänger gegen abtrünnige Werbekunden aufzustacheln. Als Berichte aufkamen, dass Apple seine Ausgaben für Anzeigen auf der Plattform gekürzt hatte, besuchte Musk den Apple-CEO Tim Cook in der Zentrale in Cupertino. Die von Musk eingesetzte X-Chefin Linda Yaccarino versprach Werbekunden ein sicheres Umfeld.

Elon Musk vertritt politische Ansichten der amerikanischen Rechten und warf der früheren Twitter-Führung vor, diese unterdrückt zu haben. Er versprach mehr Redefreiheit und betonte, dass alle Äußerungen, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, erlaubt sein sollten. Zugleich traf Musks Entlassungswelle in großem Stil die Twitter-Teams, die für die Bekämpfung von Hassrede zuständig waren.

Musk selbst sorgte kürzlich für Kontroversen, als er einen Beitrag unterstützte, in dem eine antisemitische Verschwörungstheorie verbreitet wurde. In diesem Beitrag hieß es unter anderem, dass von jüdischer Seite 'Hass gegen Weiße' verbreitet werde. Musk kommentierte diesen Beitrag und schrieb, dass darin die 'tatsächliche Wahrheit' stehe. Später ergänzte er, er meine 'einige Gruppen' wie die jüdische Organisation Anti-Defamation League (ADL), die 'faktisch anti-weißen Rassismus und anti-asiatischen Rassismus' verbreiteten. Diese Äußerungen von Musk wurden von ADL-Chef Jonathan Greenblatt als 'unbestreitbar gefährlich' bezeichnet. Auch die Organisation American Jewish Committee wies darauf hin, dass der von Musk unterstützte Beitrag Elemente einer Verschwörungstheorie enthielt, die 2018 bei dem Angriff auf eine Synagoge in Pittsburgh eine Rolle spielte.

Elon Musk hat auf X mehr als 160 Millionen Follower. Nach früherer Kritik betonte er jedoch, dass er keine antisemitischen Ansichten habe. Linda Yaccarino schrieb bei X, dass Diskriminierung von allen Seiten aufhören müsse.

US-Investor Ross Gerber stellte die Frage, welche Konsequenzen Musks Handeln für den von ihm geführten Elektroauto-Hersteller Tesla haben werde. Gerber kritisierte Musk im TV-Sender CNBC und sagte, dass er nicht im Interesse von Tesla handle. Er behauptete, dass Musk alles zerstöre, was er aufgebaut habe, und dem Ruf des Unternehmens schade. Gerber selbst werde sein Tesla Model Y im kommenden Jahr durch ein Fahrzeug des Konkurrenten Rivian ersetzen - 'und ich bin sicher, der Rest von Los Angeles macht das auch'.