16. September, 2024

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IBM imponiert – Überholt Microsoft im letzten Jahr

IBM imponiert – Überholt Microsoft im letzten Jahr

Im letzten Jahrzehnt stieg der Aktienkurs von IBM lediglich um 10%, wohingegen Microsofts Kurs um 810% in die Höhe schoss. Der Grund für diese Divergenz liegt in IBMs verpasster Chance im Bereich der öffentlichen Cloud-Dienste, stagnierenden Umsätzen und einem Fokus auf Kostensenkungsmaßnahmen und Aktienrückkäufe anstelle von intelligenten Investitionen. Microsoft hingegen profitierte von einer strategischen Expansion seines Cloud-, Mobil- und KI-Ökosystems.

Interessanterweise schnitt IBM im letzten Jahr jedoch besser ab als Microsoft. Während sich Microsofts Aktienwert um 24% erhöhte, legte IBM um beachtliche 36% zu und überzeugte dadurch die optimistischen Anleger mit einer stabileren Wachstumsbilanz.

Aber kann IBM diesen positiven Trend auch in den nächsten 12 Monaten fortsetzen?

### Wiederaufleben von IBM

Zwischen 2012 und 2021 fiel IBMs Umsatz von 102,9 Milliarden US-Dollar auf 57,4 Milliarden US-Dollar, verursacht durch die nachlassende Nachfrage nach seinen Business-Softwarelösungen und IT-Dienstleistungen sowie durch die Abspaltung nicht-strategischer Geschäftsbereiche. Zu diesen Abspaltungen gehörten unter anderem die x86-Server, PCs und das Marketing-Cloud-Geschäft. Unter der Leitung des ehemals für die Cloud zuständigen Leiters Arvind Krishna, der 2020 CEO wurde, konnte IBM jedoch langsam wieder stabile Wachstumsraten erzielen. Dies gelang durch die Fokussierung auf Kernbereiche, die Ausgliederung der IT-Dienstleistungssparte Kyndryl und die Erweiterung der Open-Source-Software von Red Hat zur Entwicklung hybrider Cloud- und KI-Dienste.

Anstatt Amazon, Microsoft und Alphabet im Rennen um die öffentlichen Cloud-Dienste einholen zu wollen, nutzte IBM die Open-Source-Technologie von Red Hat, um plattformübergreifende KI-Dienste zu entwickeln, die zwischen verschiedenen privaten und öffentlichen Clouds funktionieren. Folglich stieg der Umsatz von IBM 2022 um 6% und 2023 um 2%.

Für die Jahre 2023 bis 2026 erwarten Analysten ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 4% pro Jahr, während der Gewinn je Aktie (EPS) voraussichtlich um durchschnittlich 7% pro Jahr steigen soll. Obwohl diese Wachstumsraten moderat erscheinen, signalisieren sie eine Trendwende für IBM. Zudem ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 19 bei erwarteten Gewinnen weiterhin attraktiv bewertet und bietet eine attraktive Dividendenrendite von 3,3%.

### Microsofts Aufrechterhaltung des Wachstums

Von 2014 bis 2024 wuchs Microsofts Jahresumsatz durchschnittlich um 11% jährlich, während der Gewinn je Aktie im Schnitt um 16% pro Jahr stieg. Diese schnelle Entwicklung ist hauptsächlich dem ehemaligen Cloud-Chef Satya Nadella zu verdanken, der 2014 zum CEO ernannt wurde. Unter Nadellas Führung expandierte Microsofts Cloud-, Mobil- und KI-Ökosysteme erheblich. Produkte wie Office 365 wurden in cloud-basierte Dienste umgewandelt, Azure entwickelte sich zur weltweit zweitgrößten Cloud-Plattform, und Windows wurde zum Hub für Cloud-, Mobil- und KI-Dienste.

Anstatt Apple und Google im Bereich der mobilen Endgeräte zu konkurrieren, brachte Microsoft mobile Versionen seiner Desktop-Apps für iOS und Android auf den Markt und investierte stark in OpenAI. Durch diese Maßnahmen sowie durch den Ausbau des Surface-Geschäfts und die Übernahme von Gaming-Unternehmen konnte sich Microsoft von einem stabilen Tech-Unternehmen wieder in ein wachstumsstarkes Unternehmen verwandeln.

Analysten prognostizieren für die Jahre 2024 bis 2027 ein Umsatzwachstum von 14% und einen Anstieg des EPS um 15% jährlich. Trotz dieser beeindruckenden Wachstumsraten ist die Aktie jedoch mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 31 teuer bewertet und bietet eine geringe Dividendenrendite von 0,7%.

### Fazit: IBM als Aushängeschild

Microsoft bleibt eine solide langfristige Investition, könnte jedoch in den nächsten 12 Monaten hinter IBM zurückbleiben. Zwei Gründe sprechen dafür: Erstens könnten sinkende Zinssätze Anleger zurück zu günstigen Dividendenaktien wie IBM treiben. Zweitens hat sich das Wachstum der Azure-Verkäufe – ein zentraler Wachstumsbereich für Microsoft – im letzten Quartal verlangsamt, was die Attraktivität von Microsoft als Wachstumsaktie schmälern könnte. Bis sich die Bewertungen von Microsoft wieder normalisieren, bleibt IBM die bessere Wahl.