16. Oktober, 2024

US-Wahlen 2024

Hurrikan als Zünglein an der Waage? Wie Naturkatastrophen die US-Wahl entscheiden könnten

Zwei Hurrikane haben die ohnehin angespannte politische Lage in den USA weiter verschärft. Trump nutzt die Katastrophen für seinen Wahlkampf, während Harris und Biden um die Deutungshoheit ringen. Wer das Krisenmanagement besser verkauft, könnte den Wahlausgang beeinflussen.

Hurrikan als Zünglein an der Waage? Wie Naturkatastrophen die US-Wahl entscheiden könnten
Donald Trump nutzt die Verwüstungen durch Hurrikan Milton, um Joe Biden und Kamala Harris öffentlich zu kritisieren. Dabei verbreitet er unbelegte Behauptungen, dass Katastrophenhilfsgelder umgeleitet werden, um Migranten zu unterstützen – ein Vorwurf, der mehrfach widerlegt wurde.

Es sind Bilder, die sich tief ins Gedächtnis brennen: Zerstörte Häuser, überflutete Straßen und Menschen, die alles verloren haben. Hurrikan Milton hat im Südosten der USA eine Spur der Verwüstung hinterlassen.

Präsident Joe Biden nannte ihn den „Jahrhundert-Hurrikan“, doch die Folgen sind nicht nur materieller Natur. Die Katastrophe könnte auch den knappen Präsidentschaftswahlkampf entscheidend beeinflussen.

Inmitten dieses Chaos taucht Donald Trump auf und beschuldigt die Demokraten, Gelder für den Katastrophenschutz zu kürzen, um sie illegalen Einwanderern zuzuschieben. Eine Behauptung, die so unwahr wie absurd ist. Doch das stört den ehemaligen Präsidenten nicht – es ist Teil seiner Strategie, das Vertrauen in die Biden-Regierung zu untergraben.

Hurrikane und Wahlkampf – Eine gefährliche Mischung

Schon in der Vergangenheit haben Naturkatastrophen den politischen Kurs in den USA beeinflusst. Nach Hurrikan Katrina im Jahr 2005 erntete der damalige Präsident George W. Bush massive Kritik für sein Krisenmanagement.

Die Reaktion der Regierung wurde als zu langsam und unkoordiniert wahrgenommen – ein politisches Desaster, das die Demokraten 2006 zurück an die Macht brachte.

Mit einem Schaden von rund 50 Milliarden Dollar und mindestens 16 Todesopfern hinterließ Hurrikan Milton eine Schneise der Zerstörung in Florida. Trotz geringerer Schäden als befürchtet, könnte die Katastrophe politisch entscheidend sein.

Trump hingegen weiß, wie man Krisen nutzt, um die eigene Basis zu mobilisieren. „Sie geben unser Geld aus, um Fremden zu helfen, während unsere eigenen Bürger leiden“, wiederholte er kürzlich bei einer Veranstaltung in Florida. Diese Rhetorik verfängt, insbesondere in ländlichen, republikanisch dominierten Gebieten, die sich oft von der Washingtoner Politik abgehängt fühlen.

Ein knappes Rennen – Hurrikan als Zünglein an der Waage?

Aktuelle Umfragen zeigen ein extrem knappes Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump. Besonders in den entscheidenden Swing States wie Pennsylvania und Georgia, wo die Auswirkungen der Hurrikane besonders stark zu spüren sind, könnte das Krisenmanagement den Ausschlag geben.

Harris liegt national zwar knapp vorne, aber in den einzelnen Staaten trennen die Kandidaten oft nur wenige Zehntelprozentpunkte.

Biden hat bereits große Teile seines Terminkalenders umgestellt, um sich auf die Katastrophenhilfe zu konzentrieren. Er besuchte die betroffenen Regionen persönlich und stellte zusätzliche Hilfsgelder in Aussicht. Seine Botschaft: „Wir lassen niemanden im Stich.“ Doch ob das ausreicht, um die Wähler in den betroffenen Gebieten zu überzeugen, ist unklar.

Besonders in den umkämpften Bundesstaaten Pennsylvania und Georgia, die stark vom Hurrikan betroffen sind, könnte die Bewertung des Krisenmanagements entscheidend für den Wahlausgang sein. Umfragen zeigen hier ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Harris.

Trump im Angriff – Harris im Verteidigungsmodus

Während Harris im Krisenmanagement auf Empathie setzt, verfolgt Trump eine andere Strategie: Er stilisiert sich als der Anführer, der entschlossen und kompromisslos handelt.

Auf Wahlkampfveranstaltungen inszeniert er sich als Retter, während er Harris und Biden als schwach darstellt. Ein Muster, das schon 2016 funktionierte. Die Rolle des Außenseiters, der das politische System infrage stellt, gibt er bis heute nicht auf.

Doch Harris ist nicht untätig. Sie hat in Interviews deutlich gemacht, dass Trump in Zeiten der Not mehr mit Desinformation als mit konkreter Hilfe auf sich aufmerksam macht.


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Ihre Herausforderung: Während Trump die Hurrikan-Katastrophen geschickt für seine Kampagne nutzt, muss Harris vermeiden, dass ihre Botschaft als zu defensiv wahrgenommen wird.

Eine gespannte Nation blickt auf den Wahltag

Die USA befinden sich in einem politisch vergifteten Klima. Naturkatastrophen wie Hurrikan Milton tragen in dieser Situation nur weiter zur Polarisierung bei. Während Biden und Harris auf sachliche Krisenbewältigung setzen, versucht Trump, die Unruhe für sich zu nutzen. Ob dies in einem so knappen Rennen den Unterschied machen wird, bleibt abzuwarten.