30. Oktober, 2024

Wirtschaft

Hongkongische Notenbank warnt vor Zinsrisiken: Spekulationen um bevorstehende US-Leitzinssenkung

Hongkongische Notenbank warnt vor Zinsrisiken: Spekulationen um bevorstehende US-Leitzinssenkung

Die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) mahnt die Öffentlichkeit zu Wachsamkeit hinsichtlich Zinsrisiken. Anlass sind Spekulationen, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) schon im kommenden Monat ihre Leitzinsen senken könnte. Damit reagiert die HKMA auf Unsicherheiten über das Ausmaß und Tempo einer möglichen Zinssenkung, wie es von den Marktteilnehmern erwartet wird. Laut einer Mitteilung der HKMA könnte eine Zinssenkung bereits bei der Fed-Sitzung im September erfolgen. Doch es bleibe ungewiss, ob der Lockerungszyklus den Markterwartungen entspreche. Die Bevölkerung solle sorgfältig die Risiken abwägen, insbesondere bei Entscheidungen über Immobilienkäufe, Hypotheken oder andere Kreditaufnahmen. Die Warnung der HKMA erfolgte, nachdem sie ihren Basiszins bei 5,75 Prozent belassen hatte. Kurz zuvor hatte die Fed ihre Zielspanne für den Leitzins nach der vierten Sitzung des Jahres zwischen 5,25 und 5,5 Prozent gehalten. Auch HSBC, die größte Geschäftsbank Hongkongs, hielt ihren Prime Rate bei 5,875 Prozent fest. Die britische Bank verzinst Einlagen über 5.000 HK$ mit 0,875 Prozent pro Jahr und zahlt auf geringere Beträge keinen Zins. Andere Bankhäuser folgen später im Tagesverlauf mit ihren Entscheidungen. Trotz der aktuellen Zinspause signalisierte Fed-Chef Jerome Powell eine bevorstehende Lockerungspolitik, möglicherweise schon während der Sitzung des Offenmarktausschusses am 18. September. "Ein Zinsschnitt könnte bereits im September erfolgen, sollte die Gesamtheit der Daten und der Wirtschaftsausblick dies rechtfertigen," sagte Powell. Auch die Markterwartungen spiegeln diese Möglichkeit wider. Laut CME Group sind Händler davon überzeugt, dass es im September zu einer Zinssenkung um 25 Basispunkte kommen wird. Während die Kerninflation in den USA leicht zurückging, bleibt sie mit 3,4 Prozent im Mai und 3,6 Prozent im April über dem Fed-Ziel von 2 Prozent. Positive Signale von der Fed führten zu einem Aufschwung an den US-Börsen. Der S&P 500 Index stieg um 1,6 Prozent und der Nasdaq 100 um 2,8 Prozent, angeführt von einem 11-prozentigen Anstieg der Nvidia-Aktie. Im Gegensatz dazu gab der Hang Seng Index in Hongkong um 0,2 Prozent nach, belastet durch schwache Daten aus Chinas Fertigungssektor. JPMorgan Asset Management rechnet in einem Bericht mit Zinssenkungen der Fed im September und Dezember, gefolgt von vier weiteren Reduzierungen um je 25 Basispunkte im Jahr 2025. Hintergrund seien positive Entwicklungen wie laufende Unternehmensreformen und Anpassungen in der Lieferkette in Asien. Seit 1983 folgt die HKMA der Fed-Politik penibel, um die lokale Währung an den US-Dollar zu koppeln. Sowohl die HKMA als auch die Fed haben ihre Leitzinsen seit Juli 2023 unverändert gelassen, nachdem sie diese in 11 Erhöhungen von März 2022 bis Juli 2023 auf das höchste Niveau seit Dezember 2007 gebracht hatten. Die Zinssätze für Einlagen auf dem Hongkonger Interbankenmarkt (Hibor) sind seit Jahresbeginn gesunken. Neben HSBC planen auch Standard Chartered und die Bank of China (Hong Kong) ihre Zinsen zu überprüfen. Anpassungen erfolgen meist Monate nach einer US-Zinssenkung. Die Prime Rate bei Banken wie HSBC, BOCHK und Hang Seng Bank liegt derzeit bei 5,875 Prozent, während sie bei Standard Chartered und anderen bei 6,125 Prozent steht. Untersuchungen deuten darauf hin, dass eine Zinssenkung in Hongkong erst Mitte 2025 erfolgen könnte.