Die globale Technologiebranche erlebt einen Paradigmenwechsel: Nach dem Boom der Künstlichen Intelligenz rückt nun der Quantencomputersektor in den Fokus. Unternehmen wie D-Wave Quantum und IonQ haben den Markt im vergangenen Jahr mit atemberaubenden Kursgewinnen erobert.
D-Wave legte 2024 an der NYSE um mehr als 850 Prozent zu, IonQ um 237 Prozent. Währenddessen scheint Honeywell, ein Gigant des Industriebereichs, in einer Schlüsseldisziplin unbemerkt zu punkten: dem Quantencomputergeschäft.
Quantenjuwel Quantinuum: Ein unterschätzter Wert
Honeywell hält 54 Prozent der Anteile an Quantinuum, einer Einheit, die in der Quantencomputing-Branche eine führende Rolle spielt. Auch IBM zählt zu den Investoren.
Im Sommer 2024 ließ Honeywell verlauten, dass ein Börsengang von Quantinuum für 2025 angedacht sei, mit einer angestrebten Bewertung von rund zehn Milliarden US-Dollar. Doch diese Schätzung könnte konservativ ausfallen.
Nigel Coe, Analyst bei Wolfe Research, sieht das Potenzial für eine deutlich höhere Bewertung. Er vergleicht Quantinuum mit dem börsennotierten IonQ, das derzeit mit rund 20 Milliarden US-Dollar bewertet wird.
"Honeywell ist entschlossen, den Wert seiner Investition zum optimalen Zeitpunkt zu realisieren", so Coe. Sollte ein IPO zu einer vergleichbaren Bewertung erfolgen, könnte dies Honeywell signifikante Einnahmen bescheren und Quantinuum als Marktführer positionieren.
Druck von aktivistischen Investoren
Honeywell steht jedoch nicht nur wegen seines Quantencomputergeschäfts im Fokus. Der aktivistische Investor Elliott Management, der rund fünf Milliarden US-Dollar in das Unternehmen investiert hat, fordert eine Zerschlagung des Konzerns.
Im Zentrum der Diskussion steht die mögliche Abspaltung des Luft- und Raumfahrtgeschäfts. Quantinuum wird in diesen Gesprächen bisher nur am Rande erwähnt.
In einem Brief vom November 2024 an den Honeywell-Vorstand äußerte Elliott Zweifel an der strategischen Bedeutung von Quantinuum für das Gesamtunternehmen. Es wird hinterfragt, ob die Investitionen in die Quantencomputing-Einheit nicht von den Kerngeschäften ablenken.
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Zukunftsstrategie: IPO oder langfristige Bindung?
Die Entscheidung über die Zukunft von Quantinuum ist noch offen. Ein Börsengang könnte nicht nur zusätzliche Finanzmittel generieren, sondern auch den Wert der Geschäftseinheit auf dem Markt sichtbar machen.
Andererseits könnte der aktuelle Hype im Quantencomputersektor Honeywell dazu bewegen, seine Mehrheitsbeteiligung zu behalten. Laut Marktexperten steht die Branche zwar erst am Anfang, doch langfristig werden Quantencomputern immense Wachstumschancen eingeräumt.
Prognosen zufolge könnte der globale Markt bis 2030 ein Volumen von über 125 Milliarden US-Dollar erreichen.
Ein aufstrebender Sektor mit Potenzial
Die Quantencomputing-Technologie gilt als Schlüsselinnovation für die Zukunft. Ihre Anwendungen reichen von der Optimierung komplexer logistischer Netzwerke bis hin zur beschleunigten Medikamentenentwicklung.
Unternehmen, die frühzeitig in diese Technologie investieren, könnten in den kommenden Jahren eine dominierende Marktstellung einnehmen.
Honeywell hat mit Quantinuum die Möglichkeit, sich in dieser zukunftsträchtigen Branche zu behaupten.
Ob das Unternehmen auf ein schnelles IPO setzt oder langfristig von der Entwicklung seines Quantenjuwels profitieren möchte, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Mit Quantinuum verfügt Honeywell über eine strategische Position, die bei kluger Nutzung immense Renditen verspricht.