Wehrpflicht oder höhere Gehälter – was kostet mehr?
Deutschland diskutiert über die Rückkehr zur Wehrpflicht. Doch eine Studie des Münchner Ifo-Instituts zeigt: Wirtschaftlich wäre es günstiger, stattdessen den Sold für Freiwillige anzuheben.
Die Forscher rechnen vor: Die Wiedereinführung der Wehrpflicht könnte die Zahl der aktiven Soldaten um 195.000 erhöhen. Gleichzeitig würde sie jedoch jährliche Staatsausgaben von 3,2 Milliarden Euro und volkswirtschaftliche Kosten von 17,1 Milliarden Euro verursachen.
Dem gegenüber steht ein Modell mit höheren Gehältern für freiwillige Soldaten. Hier wären die Staatsausgaben mit 7,7 Milliarden Euro zwar mehr als doppelt so hoch, doch die volkswirtschaftlichen Kosten würden nur 9,4 Milliarden Euro betragen – insgesamt also drei Milliarden Euro weniger als bei einer verpflichtenden Einberufung.
Arbeitsmarkt unter Druck
Neben den direkten Kosten hat die Wehrpflicht einen weiteren wirtschaftlichen Nachteil: Junge Menschen würden später in den Arbeitsmarkt eintreten, was langfristig zu Einbußen beim Aufbau von „Humankapital und Vermögen“ führt, so das Ifo-Institut.
Das bedeutet weniger qualifizierte Fachkräfte und niedrigere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen in der Zukunft.
Die Berechnung geht davon aus, dass bei einer Reaktivierung der Wehrpflicht etwa ein Viertel eines Jahrgangs eingezogen wird – ähnlich wie bei der früheren Regelung. Würde die Einzugsquote steigen, würden auch die Kosten entsprechend höher ausfallen.

Freiwilligenarmee als kosteneffiziente Lösung?
Laut Ifo-Forscher Panu Poutvaara könnte die Bundeswehr mit der Wehrpflicht ihren Personalbedarf decken, doch „kostengünstiger wäre es, den Wehrdienst durch höhere Gehälter attraktiver zu machen“.
Die Idee: Statt Wehrpflichtige mit einem monatlichen Nettogehalt von 1.000 Euro für ein Jahr einzuziehen – was nur 42 Prozent des marktüblichen Gehalts entspricht – könnte man durch konkurrenzfähige Löhne mehr Freiwillige gewinnen. Damit würde sich nicht nur der bürokratische Aufwand der Wehrpflicht erübrigen, sondern auch die Qualität der Truppe steigern.
Politischer Druck und Verteidigungsfähigkeit
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl, warnt seit Langem vor den Folgen des Personalmangels bei der Bundeswehr. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die Debatte um eine Wehrpflicht-Rückkehr zusätzlich befeuert. Kritiker sehen jedoch die volkswirtschaftlichen Nachteile und fordern stattdessen attraktivere Anreize für Freiwillige.
Die Frage bleibt: Wird Deutschland in Zeiten steigender Bedrohungen auf ein verpflichtendes Modell setzen – oder den Sold erhöhen, um die Truppe auf freiwilliger Basis zu stärken?
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