24. September, 2024

Wirtschaft

Hohe Krankenversicherungskosten belasten amerikanische Haushalte

Hohe Krankenversicherungskosten belasten amerikanische Haushalte

Neue Umfragen zeigen, dass das amerikanische Gesundheitssystem weiterhin ein zentrales Thema für viele Wählerinnen und Wähler darstellt. Laut einer Pew Research-Umfrage ist das Gesundheitswesen das zweithäufigste Anliegen registrierter Wähler in den USA. Senator Bernie Sanders betonte kürzlich bei einer Kundgebung in Bangor, Maine, dass die Anzahl der krankenversicherten Amerikaner die reale Situation verschleiere. „Wenn Sie ein durchschnittlicher Arbeiter sind, bedeutet Ihre Versicherung im Grunde nichts, solange Sie nicht von einem Bus angefahren werden. Für alltägliche Bedürfnisse müssen Sie selbst bezahlen“, sagte Sanders. Eine anwesende Gesundheitsfachkraft bestätigte diese Aussage und berichtete, dass sie theoretisch 7.000 Dollar immer auf der Bank haben müsse, sollte eines ihrer Kinder krank werden. Diese Problematik betrifft viele Familien im Land. Laut einer Umfrage unter Arbeitnehmern sind die durchschnittlichen Selbstbeteiligungskosten in den letzten zehn Jahren um 53 % gestiegen. Eine Studie von Policygenius ergab, dass fast 30 % der Versicherten ihre gesamte Selbstbeteiligung im Notfall nicht zahlen könnten und 45 % medizinische Versorgung vermieden haben, weil sie wussten oder fürchteten, dass ihre Versicherung die Kosten nicht decken würde. Vor diesem Hintergrund fordern Politiker wie Senator Sanders die Einführung eines nationalen Krankenversicherungsprogramms. Länder mit universeller Krankenversicherung bieten allen Bürgern medizinische Versorgung, typischerweise steuerfinanziert. Die USA sind das einzige der 38 einkommensstarken Länder ohne eine solche Regelung, wie ein Bericht des Commonwealth Fund zeigt. Befürworter argumentieren, dass das privatwirtschaftliche System der USA keine besseren Ergebnisse liefert: Die Lebenserwartung bei Geburt liegt in den USA bei 77,5 Jahren, im Vergleich zu 82,2 Jahren in anderen großen und wohlhabenden Ländern. Zudem sind die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in den USA fast doppelt so hoch. Jedoch gibt es auch Widerstand. Republikanische Senatoren wie Ron Johnson bezeichnen Gesundheitsversorgung als „Privileg“. Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump warnt vor langen Wartezeiten in Systemen mit universeller Krankenversicherung. Auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris plant laut ihrer Kampagne nicht, eine staatliche Einheitsversicherung zu verfolgen. Die öffentliche Meinung in den USA bewegt sich jedoch in Richtung einer stärkeren Regierungsbeteiligung. Eine Gallup-Umfrage 2023 ergab, dass 59 % der Amerikaner glauben, die Bundesregierung sei verpflichtet, allen Bürgern Krankenversicherungsschutz zu gewährleisten – ein Anstieg von 45 % im Jahr 2014. Bis diese öffentliche Unterstützung jedoch in politische Änderungen umgesetzt wird, müssen Amerikaner weiterhin für unerwartete medizinische Notfälle finanzielle Reserven bilden. Familien können durch sorgfältige Auswahl und Nutzung ihrer Versicherungspläne Kosten senken. Höhere monatliche Beiträge können sich lohnen, wenn regelmäßige ärztliche Betreuung erforderlich ist, während in seltenen Fällen höhere Selbstbeteiligungen und niedrige Beiträge die bessere Wahl sein können. Zudem bieten viele Arbeitgeber steuerbegünstigte Konten wie das Health Care Savings Account (HSA) oder das Flexible Spending Account (FSA) an. Weitere Einsparungen können durch die Nutzung von Netzwerkanbietern oder auf generische Medikamente umstellen erzielt werden. Ohne Frage stehen amerikanische Familien enormen Gesundheitskosten gegenüber, aber eine sorgfältige Planung und diszipliniertes Sparen können helfen.