15. Januar, 2025

Pharma

Hohe HIV-Prävalenz bei jungen brasilianischen Männern: Studie zeigt Herausforderungen und Chancen

Hohe HIV-Prävalenz bei jungen brasilianischen Männern: Studie zeigt Herausforderungen und Chancen

Die disproportionale Auswirkung des Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) auf junge Männer, die Sex mit Männern haben (YMSM), stellt die brasilianischen Gesundheitsbehörden vor langjährige Herausforderungen.

Aktuelle Daten zeigen, dass die HIV-Prävalenz unter YMSMs fast zehnmal höher ist als in der allgemeinen Bevölkerung. Obwohl die HIV-Belastung in dieser Gruppe erheblich ist, mangelt es bislang an umfassender Forschung. Jalil und Kollegen haben in einer der ersten Studien zu diesem Thema, veröffentlicht in The Lancet Regional Health - Americas, die Erfahrungen von YMSMs mit HIV analysiert.

Die Studie verdeutlicht nicht nur die hohe HIV-Prävalenz in der YMSM-Community Brasiliens, sondern auch die alarmierend niedrige Diagnosebewusstheit unter den Infizierten. Prognosen von GlobalData zeigen einen Rückgang der diagnostizierten HIV-Fälle bei 18- bis 24-jährigen Männern in Brasilien von fast 35.400 im Jahr 2024 auf etwa 32.700 im Jahr 2029. Eine positive Entwicklung, die jedoch nicht allein auf einen Rückgang der Infektionsraten sondern auch auf eine möglicherweise unzureichende Diagnosestellung zurückzuführen sein könnte.

Im Rahmen des Conectad@s-Projekts, einer Mixed-Method-Studie zur Schätzung der HIV- und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) unter 18- bis 24-jährigen YMSMs, rekrutierten die Forscher 409 Teilnehmer aus Rio de Janeiro. Die Untersuchung umfasste Fragebögen zu Geschlechtsidentität, Sexualverhalten, HIV- und STI-Testhistorie sowie Wissen über Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) und Tests auf HIV, Syphilis sowie Hepatitis B und C. Die Analysen ergaben, dass 90,20 % der Teilnehmer negativ auf HIV getestet wurden, während 4,9 % eine bekannte und 4,9 % eine neu diagnostizierte HIV-Infektion aufwiesen.

Bemerkenswert waren die signifikant niedrigeren Werte für HIV-Wissen, PrEP-Bewusstsein und frühere HIV-Tests in der Gruppe mit neu diagnostizierten Infektionen. Zusätzlich war eine geringere Offenlegung der sexuellen Orientierung typisch für diese Gruppe. Die Autoren führen diese Ergebnisse, zusammen mit der hohen Prävalenz von Diskriminierungen und psychischen Gesundheitsstörungen, auf sozialen Stigma zurück, welches das Gesundheitsverhalten und die Bildungsbereitschaft in Bezug auf HIV negativ beeinflusst.

Die Forschung von Jalil und Kollegen zeigt ein beunruhigendes Bild der HIV-Belastung bei YMSMs in Brasilien. Die hohen Prävalenz- und Inzidenzraten in dieser Gruppe sind auf eine Vielzahl struktureller und verhaltensbedingter Faktoren zurückzuführen. Diese Gesundheitsdisparitäten deuten auf einen dringenden Bedarf an umfassenden Ansätzen für Prävention und Behandlung hin.

Gezielte Gesundheitsförderungsinitiativen könnten den derzeitigen Wissenslücken in der YMSM-Community entgegenwirken. HIV- und STI-Aufklärung sowie PrEP-Verteilung könnten präventive Maßnahmen stärken. Gleichzeitig könnte die Reduktion des allgemeinen Homosexualitätsstigmata die offene Diskussion über Gesundheitsprobleme in der YMSM-Community erleichtern.