19. September, 2024

Politik

Hochwasserkatastrophe in Österreich: Eine Familie und ihre unerschütterliche Haltung

Hochwasserkatastrophe in Österreich: Eine Familie und ihre unerschütterliche Haltung

Die dramatischen Bilder einer 93-jährigen Frau, die von ihrer Familie in Sicherheit gebracht wird, sind nur die Spitze eines Eisbergs von Leid und Verlust für Tausende in Österreich. Die Familie Gölß aus Kapelln bei Wien ist dabei leider keine Ausnahme. Nach sintflutartigen Regenfällen und dem darauf folgenden Hochwasser wurde ihr Haus im 1300-Seelen-Ort von den Fluten des Flüsschens Perschling komplett überflutet.

Während die Seniorin den Vorfall mit bewundernswertem Humor nahm, zeigt sich Martin Gölß, der 71-jährige Familienvorstand, betroffen angesichts der Zerstörung. Teure Installationen wie die Wärmepumpe, die erst kürzlich aufgerüstete Photovoltaik-Anlage, eine hochwertige Werkstatt im Keller und mehrere Fahrzeuge – alles wurde vernichtet. Der Gesamtschaden wird auf erschreckende 100.000 Euro geschätzt.

Ein Hoffnungsschimmer liegt für die Gölß-Familie in der Aussicht auf den Katastrophenfonds des Bundes. Bereits beim letzten Hochwasserschaden erhielt die Familie 8.000 Euro von der Versicherung. Dieses Mal setzt Martin Gölß seine Hoffnungen auf die vorgesehenen 300 Millionen Euro aus dem Fonds, die laut Kanzler Karl Nehammer zur Schadensbeseitigung bereitstehen. Zudem wurden vom Land Niederösterreich und dem Bund 75 Millionen Euro Soforthilfe genehmigt.

Unabhängig von finanziellen Hilfen ist die Solidarität unter den Menschen überwältigend. Die Katastrophenberichte, die fast ununterbrochen auf Privatsendern und dem öffentlich-rechtlichen ORF laufen, zeigen, dass Resignation fehl am Platz ist. Arbeitgeber gestatten ihren Beschäftigten, sich um ihre Häuser und Gemeinschaften zu kümmern, wie Johanna Mikl-Leitner, Ministerpräsidentin Niederösterreichs, hervorhebt.

Ein Beispiel für die Solidaritätswelle ist eine junge Frau aus Kapelln, die mit ihrem Hund von einem Traktor gerettet und von Nachbarn aufgenommen wurde. Diese Hilfe sei 'gold wert', betont sie. Auch die freiwilligen Feuerwehren spielen eine zentrale Rolle. Mit 33.000 Helfern im Einsatz und insgesamt 350.000 Mitgliedern leisten sie unverzichtbare Unterstützung, die auch beim monatelangen Wiederaufbau gefragt sein wird.

Die nahenden Parlamentswahlen in Österreich könnten durch die Flut eine zusätzliche Brisanz erfahren. Kanzler Nehammer gibt sich als Krisenmanager, während die rechte FPÖ, die den Klimawandel leugnet, nun einem zusätzlichen Gegenwind ausgesetzt sein könnte.

Die Familie Gölß zeigt sich trotz der Widrigkeiten pragmatisch. 'Man schaut, was man retten kann, der Rest wird weggeschmissen. Und dann hofft man, dass so etwas nie wieder passiert', fasst Martin Gölß die Stimmung zusammen.